Feb 10 2015

Rezension – Das Dorf (Arno Strobel)

Das Dorf (Arno Strobel)Panik, Todesangst, das ist es, was Bastian Thanner in der Stimme seiner Exfreundin hört, als sie ihn völlig unerwartet anruft. Über zwei Monate ist es her, dass Bastian Anna zuletzt gesehen hat, als sie Hals über Kopf und ohne Erklärung einfach verschwunden ist. Jetzt braucht sie dringend seine Hilfe, sie bangt um ihr Leben. Bastian macht sich sofort auf die Suche nach Anna und gelangt in ein Dorf an der Müritz, das ihm von Anfang an unheimlich ist. Überall deuten Spuren auf Anna, doch niemand kann oder will ihm weiterhelfen. Bis zu dem Abend, als Bastian Zeuge einer schrecklichen Zusammenkunft wird. Und auf den Mann trifft, der genau weiß, was mit Anna geschehen ist.

Nachdem „Das Rachespiel“ so ein „Jaaa, nicht schlecht, aber auch kein Renner“-Buch war, stand ich diesem Buch zunächst etwas skeptisch gegenüber. Dann fing ich an, es zu lesen und habe es erst beiseite gelegt als es um zwei Uhr nachts ausgelesen war. Wie konnte das passieren?
Zunächst dauert es überhaupt nicht lange bis die Geschichte beginnt und das Unheil quasi seinen Anfang nimmt. Ich konnte Bastian gut verstehen, dass er sich auf die Suche nach seiner Ex macht. Aber ich ahnte auch, dass sich auf dieser Suche noch Schlimmes ereignen würde.
Alleine schon die Fahrt in das Dorf Frundow lässt Unheil befürchten. Ich stehe ohnehin total darauf, wenn ein Thriller in einer solch verlassenen Gegend mit viel Wald drum herum spielt. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass es solche Orte heute noch gibt, aber in einigen Gegenden kann man solche Dörfer sicher noch finden. Das Düstere, Bedrohliche und Rätselhafte, das über Frundow liegt, kommt hier prima rüber und ich konnte mir die Szenen auf der Straße, im Wald usw gut vorstellen.
Doch die Suche nach seiner Exfreundin stellt sich schnell als schwierig heraus, denn egal, wen Bastian in Frunow fragt, niemand will ihm helfen, jeder gibt vor, von nichts zu wissen. Zunächst fand ich das noch gar nicht so ungewöhnlich. Es soll ja Entführer geben, die ihre Opfer nicht erst die Dorfstraße entlanglaufen lassen. Doch nach und nach kommt einem -genau wie Bastian- doch der Verdacht, dass die Dörfler schlichtweg lügen und ein finsteres Geheimnis hüten. Als sich das bestätigte, kamen mir kurz Zweifel an der Geschichte, denn ich bin für vieles zu haben, aber wenn es nun in Richtung DDR und Geschichtsunterricht abgedriftet wäre, dann hätte ich „Das Dorf“ sofort weggelegt.
Glücklicherweise schlug die Geschichte nicht diese Richtung ein. Bastian entdeckt bei seiner Suche immer mehr seltsame Dinge und Ungereimtheiten. Er bemüht sich redlich, Licht in dieses Dunkel zu bringen, aber irgendwann weiß er selbst nicht mehr, was Wirklichkeit ist und was Einbildung oder eben Geschichten.
Ich fand es beeindruckend und beängstigend, wie sich Bastian langsam verändert bzw wie Frunow ihn verändert. Ich weiß nicht, ob es auf diesem Wege möglich ist, den Verstand eines Menschen zu manipulieren, kann es mir aber vorstellen. Das kann einem schon Angst machen.
Immer, wenn Bastian „durchdrehte“, habe ich gehofft, dass er bald wieder vernünftig werden würde. Wer diese Figur von Anfang an kennt, der hält es nur schwer aus, ihn so zu erleben, wie er sich später verhält. Wie immer allerdings bei Geschichten um solche Personen fand ich es aber irgendwo auch cool. Was man so alles mit dem Verstand eines Menschen anstellen kann…die böse kleine Thrillerfanseele in mir liebt sowas!
Als die Story sich dem Ende näherte, hatte ich bereits so eine Ahnung, was in Frunow vorgefallen sein könnte. Ich muss gestehen, es kam mir doch etwas zu abgedreht, einfach „too much“ vor. Allerdings meine ich, irgendwo mal gelesen zu haben, dass so etwas in der ehemaligen DDR doch eine Menge Anhänger hatte. Natürlich war es verboten, doch es soll wohl trotzdem im Geheimen eine solche Szene gegeben haben. So weit scheint die Idee also nicht hergeholt zu sein. Das hat mich beruhigt.
Sehr sicher war ich mir dagegen darüber, wieso man Bastian im Dorf nicht helfen will, wieso die Leute sich dort so seltsam benehmen und ihn praktisch ständig vorführen. Mit diesem Verdacht lag ich dann sogar ziemlich richtig.
Das Ende bzw die Auflösung birgt noch einen ganz speziellen Dreh, den ich so nicht hatte kommen sehen. Solche Überraschungen mag ich.
Und ganz zum Schluss ist man obendrein noch an einem meiner absoluten Lieblingsschauplätze eines Psychothrillers. Was hätte ich mir mehr wünschen können?

Wie schon geschrieben, habe ich „Das Dorf“ an einem langen Abend komplett in einem Rutsch durchgelesen. Arno Strobel ist und bleibt für mich einfach ein Autor, der super spannende Thriller schreibt und dabei einen so wunderbar leichten und lockeren Schreibstil hat. „Das Dorf“ ist rundum ein Beweis dafür, dass sich Spannung und ein flüssiger Stil keineswegs ausschließen müssen. Wenn dann auch noch die Kapitel so angenehm kurz sind wie hier, dann fliegen die Seiten nur so dahin.

Das Cover reiht sich nahtlos in die Reihe der vorherigen Thriller von Arno Strobel ein. Sehr düster, mit nur einem kleinen Bildausschnitt und dem großen, geprägten Titelschriftzug. Gerade durch diesen Schriftzug wird das Buch zum Blickfang. Und zumindest für mich ist bei solch einem Cover immer gleich klar, wer das Buch dahinter geschrieben hat. So sieht ein Strobel-Thriller für mich typischerweise aus.

Fazit:  Mir hat „Das Dorf“ sehr gut gefallen! Ein durchweg hochspannender Thriller, der einen nach und nach an Bastians (und auch am eigenen Verstand) zweifeln lässt. In ein oder zwei Belangen habe ich es zwar als ein wenig vorhersehbar empfunden, aber es gab genügend andere Elemente, die mich überraschen konnten. Diese haben klar überwogen. Deshalb meine Empfehlung für „Das Dorf“!


Titel: Das Dorf
Autor: Arno Strobel
Seiten: 367
Verlag: Fischer Verlage
ISBN: 978-3596198344
Preis: 9,99 (TB)

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