Okt 10 2017

Rezension – Housesitter (Andreas Winkelmann)

Er will dein Haus. Er will deine Frau. Er will dein Leben. Er ist der Housesitter.

Stell dir vor, du kommst mit deiner Freundin aus dem Urlaub in dein Haus zurück. Du merkst sofort, dass irgendetwas anders ist: Die Möbel sind verrückt. In der Küche stehen benutzte Töpfe. Die Handtücher riechen fremd.
Dann spürst du einen jähen Schmerz – und es wird Nacht um dich.
Stell dir vor, du wachst erst nach Tagen im Krankenhaus auf.
Deine Freundin ist verschwunden – entführt.
Denn da draußen ist jemand, der sich nach einem warmen Heim sehnt. Nach einer liebenden Frau. Nach deinem Leben. Und er ist zu allem entschlossen.

Seit einer ganzen Weile schon gehört Andreas Winkelmann zu den Autoren, deren Bücher ich so bald wie möglich nach Veröffentlichung kaufe und lese. Entsprechend hatte ich mich schon lange auf den „Housesitter“ gefreut. Der Klappentext klang schon mal sehr vielversprechend.
Es ist ja auch eine schaurige Vorstellung: man kommt aus dem Urlaub zurück und irgendetwas im Haus hat sich verändert. Die Möbel stehen anders und an einigen Stellen sieht es tatsächlich so aus als habe in der Zwischenzeit jemand hier gewohnt. Das ist nichts, was man selber erleben möchte und es bereitet einem eine Gänsehaut. Thomas und Saskia erleben genau das. Und dann wird Thomas niedergschlagen, wird im Krankenhaus wach und erfährt, dass Saskia verschwunden ist, entführt wurde.
Ja, in der Tat, das klang soweit alles ganz nach meinem Geschmack.
Leider muss ich aber sagen, dass „Housesitter“ mich dennoch nicht begeistern konnte.
Ja, die Idee des Housesitters ist cool, interessant und vielversprechend, doch die Story, der Krimi um ihn zieht sich zu großen Teilen schier unglaublich. Das fängt bei zahlreichen, für mein Empfinden unnötig langatmigen (Rück)blicken in die Gedanken und Erinnerungen des Täters an, geht weiter mit den Nachforschungen von Thomas, die sehr lange Zeit alles andere als zielführend wirken und mit Ermittlungen an zwei Stellen, die anfänglich überhaupt keinen Zusammenhang zu haben scheinen. Für mich hätte man das alles ruhig etwas kürzer fassen können, dann wäre sicher auch mehr Spannung aufgekommen. Ich habe mich durch diese Passagen aber immer wieder aus der Story, aus dem Spannungsbogen herausgerissen und davon abgelenkt gefühlt. Manches Mal musste ich mich wirklich zusammenreißen, nicht einfach mal ein paar Seiten nur quer zu lesen. Ich bin überzeugt davon, dabei wäre mir nichts Wichtiges entgangen.
Erst zum Ende hin mauserte die Geschichte dann. Plötzlich spürt man, dass die Ermittlungen auf der richtigen Fährte sind, man dem Täter ganz nahe ist und es zunehmend gefährlicher wird. Plötzlich zog dann auch das Tempo an, weshalb ich zumindest das Finale ganz gelungen fand. Solch ein Tempo, solch eine Dramatik hätte ich mir auch vorher an verschiedenen Stellen gewünscht.
Zweiter Knackpunkt waren für mich hier speziell zwei Figuren. Zunächst hätten wir da Thomas. Ich kann es nicht anders sagen, aber für mich ist er schlichtweg eine Flasche. Und das nicht nur wegen des Vorfalls am Flughafen zu Beginn der Geschichte. Da habe ich zwar auch schon den Kopf geschüttelt, aber ich dachte, er würde sich im Laufe des Geschehens schon entwickeln. Davon kann aber lange, sehr lange gar keine Rede sein. Sicher, die Story braucht vielleicht solch eine Hauptfigur um zu funktionieren, abe rman sollte doch meinen, so ein Erlebnis wie das von Saskia und ihm müsste einen Menschen verändern, wütend machen, ihn über sich hinauswachsen lassen. Doch bei Thomas? Bis fast zum Ende keine Spur davon.
Zweitens ist da Kommissar Scheurich. Ich brauche wahrlich keinen gelackten Kommissar mit vorbildlichen Manieren. Ich habe nichts gegen Ecken und Kanten bei einer Figur. Aber solch einen Widerling brauche ich beileibe auch nicht. Er hat mich im Nullkommanichts und danach durchweg vor allem total genervt mit seiner patzigen und ruppigen Art. Und wenn mich eine Figur nervt, dann lese ich ihre Kapitel auch nicht sonderlich gerne.
Mit Priska musste ich zwar auch erstmal warm werden, aber das ging wesentlich besser. Und auch die hat so ihre Macken und Eigenarten. Aber eben auf eine weitaus sympathischere Art. Außerdem hat sich spürbar Köpfchen,was ich bei Scheurich schon sehr vermisste habe. Dafür, dass er es zum Kommissar gebracht hat.

An sich ist die Geschichte nicht schwierig zu lesen. Mir fiel es trotzdem aufgrund erwähnter Längen sehr schwer, jeden Abend nach dem Buch zu greifen und ein Stück weiter zu lesen. Daran haben auch die Schauplatzwechsel und Zeitsrprünge nichts geändert. Normalerweise steigert sowas mein Lesetempo, doch inhaltlich kommt das alles hier einfach viel zu zäh daher. Richtige Kapitel gibt es nicht, mehr größere Absätze. An diesen Stellen kann man genauso leicht eine Pause einlegen wie am Ende eines Kapitels.

Das Cover gefällt mir immer noch sehr gut mit seinen leuchtenden Farben in Kombination mit dem düsteren Grau und Schwarz. Der leuchtende rote Titelschriftzug ist ein Hingucker im Thrillerregal.

Fazit:  Die Idee des Housesitters hat mir super gut gefallen und ich war mir sicher, dass die Geschichte spannend und düster sein würde. So wie ich Thriller eben mag. Doch leider zieht sich die Story teilweise wirklich unglaublich. Dadurch blieb bei mir immer wieder die Spannung auf der Strecke. Ich wurde abgelenkt durch unnötig viele Nebensächlichkeiten und fühlte mich aus dem Fall heraugerissen. Vielleicht hätte ich doch die eine oder andere Seite quer lesen sollen..? Und dann diese Flasche von Hauptfigur und dieses Ekelpaket vom Kommissar. Nichts gegen Figuren mit Ecken und Kanten, aber in diesem Maße nervte es doch sehr schnell. Schade um die gute Idee.


Titel: Housesitter
Autor: Andreas Winkelmann
Seiten: 496
Verlag: Wunderlich by Rowohlt
ISBN: 978-3805251020
Preis: 14,99 (Broschiert)

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

%d Bloggern gefällt das: