Nov 01 2014

Rezension – The Wall (01) – Erwachen

wall01Eine Felswand von gigantischen Dimensionen. Eine Gruppe von Menschen gestrandet im Nirgendwo zwischen Raum und Zeit. Wer sind sie? Wie sind sie hierhergekommen? Ist dies eine wissenschaftliche Studie oder ein militärisches Experiment?
Jeder von ihnen erinnert sich bruchstückhaft an seine Vergangenheit und scheint ein dunkles Geheimnis mit sich herumzutragen. Ist ihre Anwesenheit am Ende vielleicht kein Zufall? Um das Rätsel zu lösen, müssen sie zusammenarbeiten, doch die Wand wehrt sich.
Schon bald merken die Gestrandeten, dass die Umgebung gespickt ist, mit tödlichen Fallen, tückischen Rätseln und mörderischen Kreaturen.

Eine Rezension zu einem eBook gab es hier lange nicht mehr. Dieses Buch gibt es bislang aber nur in diesem Format und weil es so interessant klang, habe ich den Kindle mal wieder als Reader benutzt statt nur als Tablet wie sonst so oft. Ob die Reihe jemals in gedruckter Form erscheinen wird, steht bisher noch nicht fest.
Ich würde es ihr allerdings sehr wünschen, denn erstens sind so namhafte Autoren wie beispielsweise Thomas Thiemeyer, Rainer Wekwerth und Oliver Kern daran beteiligt und zweitens hat mir dieser erste Teil schon so gut gefallen, dass ich ihn mir als Buch sofort zulegen würde.
Als Djimon Letho erwacht, findet er sich zu seinem Schrecken in einer finsteren Höhle wieder. Er hat keine Ahnung, wo er dort hingekommen ist und auch an den vorigen Abend hat er kaum eine Erinnerung. Schnell muss er zwei Dinge erkennen: zum einen ist er nicht alleine in der Höhle. Er stößt bald auf weitere schlafende Menschen. Zum anderen wird die Höhle durch eine senkrecht abfallende, endlos tiefe Wand begrenzt. Es ist schon ein sehr surreales Szenario, in das einen „Erwachen“ bereits auf den ersten Seiten stürzt. Man ist genauso ahnungslos wie Letho und kann so von Anfang an mit ihm und den anderen Menschen grübeln, wie sie in die Höhle gelangt sind und wieso eigentlich. Es werden Theorien aufgestellt und natürlich versucht, der Höhle zu entkommen. Außerdem müssen die Menschen sich mit ganz existenziellen FRagen auseinandersetzen. Woher bekommt man Wasser und Nahrung? Was kann man tun, wenn jemand krank wird?
Aus diesen Fragen zieht die Geschichte in den ersten beiden Dritteln den Großteil ihrer Spannung. Man überlegt gemeinsam mit ihnen, was vorgefallen sein könnte und wem man trauen kann, wem widerum nicht. Immerhin ist es ja möglich, dass ein Maulwurf unter ihnen ist. Für Spannung sorgt außerdem ein krankes Kind, das man unter den gegebenen Umständen nicht versorgen kann wie es eigentlich nötig wäre. Ich habe Letho und die anderen Menschen oft ganz schön bewundert, mit welcher Ruhe und Gewissenhaftigkeit, sie versuchen, sich unter diesen Bedingungen zurechtzufinden. Aber es stimmt natürlich: Streit wäre sicher niemandem eine Hilfe. Und doch, wo viele verschiedene Menschen zusammentreffen, da sind Reibereien nicht gerade selten. So habe ich manches Mal auch gewartet, ob sich nicht vielleicht doch mal eine Diskussion auswächst. Eine gewisse Bedrohung liegt damit stets in der Luft.
Ebenso bewundert habe ich die Gruppe für ihren Mut. Ich konnte es schon verstehen, dass hier und da mal einer der Verzweiflung naher war. Die Unwirtlichkeit des Schauplatzes kommt hier prima rüber und ich wollte sicher nicht ahnungslos in einer dunklen, kalten Höhle festsitzen. Und die Vorstellung dieser endlos tief abfallenden Wand ist außerdem für eine Gänsehaut gut. Als Letho und Co. dieses Hindernis gegen Ende hin angehen, habe ich wirklich geschauert. Das hätte ich mich nie getraut.
Am Ende geschieht etwas, das mich dann doch etwas zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich kann es nicht ändern, aber ich muss einen Namen wie „Merlin“ nur lesen um „oh bitte nein!“ zu sagen. Deshalb: bitte, bitte, lass diese Reihe keine Fantasy dieser Art werden. Bitte, bitte, lass sie auf der Horror-Schiene weiterfahren wie sie es bisher tut, denn dort manövriert sie wirklich richtig gut! Das Ende selber ist schön eklig blutig und der Cliffhanger ist eine echte Frechheit! So mag ich das!

Mit gut 100 Seiten ist „Erwachen“ ein echtes Lesehäppchen für zwischendurch! Alleine deswegen kann man es sich schon mal genehmigen. Ich habe es auf einer zweistündigen Zugfahrt in einem Rutsch gelesen. Obwohl es vor allem anfangs viele beschreibende Passagen hat, liest es sich weg wie nichts. Die Dialoge später bringen zusätzliches Tempo in den Lesefluss. Besonders froh bin ich darüber, dass man sich hier nicht wie ein Lehrer auf Fehlersuche fühlt. Da merkt man, dass hinter „The wall“ Könner stecken, die es genau nehmen. Bei vielen günstigen oder gar kostenlosen eBooks schlägt man ja die Hände über dem Kopf zusammen angesichts der vielen Schreibfehler. Da liest sich „Erwachen“ wesentlich entspannter.

Das Covermotiv gewährt einen Blick in eine Höhle, die in unheimlichen, grünen Licht leuchtet. Doch was ist das für eine Tür, durch die man blickt? Was hat es mit dem Drachenkopf (nochmal: bitte nicht diese Richtung Fantasy!) auf sich? Und was ist das für ein silbernes Gestein drumherum? Es scheint als warte in dieser Reihe noch so manche Überraschung. Das Schönste daran ist, dass man nicht lange auf den nächsten Teil warten muss. Die Reihe ist auf sechs Teile ausgelegt, die im vierzehntägigen Rhythmus erscheinen.

Fazit:  „Erwachen“ ist sein sehr spannender und amtosphärischer Start in diese Reihe. Der Geschichte gelingt es, den Leser alleine mit dem menschenfeindlichen Schauplatz und der Dynamik innerhalb der Gruppe zu packen und bei Laune zu halten. Außerdem kann man prima knobeln, wie und wieso die Menschen in diese Höhle gelangt sind, wo sie sich befindet und wem man in der Gruppe mehr oder eben weniger trauen kann. Ich werde also bald meinen Sack mit offenen Fragen nehmen und Teil 2 in Agriff nehmen!


Titel: The Wall (01) – Erwachen
Autor: wird noch bekannt gegeben
Seiten: 102 (im eBook Format)
Format: Kindle Edition
ASIN: B00O6TM3MO
Preis: 1,49

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