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Jun 28

Rezension – Girl on the train (Paula Hawkins)

girltrainJeden Morgen pendelt Rachel mit dem Zug in die Stadt, und jeden Morgen hält der Zug an der gleichen Stelle auf der Strecke an. Rachel blickt in die Gärten der umliegenden Häuser, beobachtet ihre Bewohner. Oft sieht sie ein junges Paar: Jess und Jason nennt Rachel die beiden. Sie führen – wie es scheint – ein perfektes Leben. Ein Leben, wie Rachel es sich wünscht.Eines Tages beobachtet sie etwas Schockierendes. Kurz darauf liest sie in der Zeitung vom Verschwinden einer Frau – daneben ein Foto von »Jess«. Rachel meldet ihre Beobachtung der Polizei und verstrickt sich damit unentrinnbar in die folgenden Ereignisse.

Dieses Buch war eine Zufallsentdeckung und ich war sofort skeptisch, weil das Cover nicht verriet, um welches Genre es sich handelt. Dem Klappentext nach könnte es in Richtung Thriller gehen, daher habe ich ihm eine Chance gegeben. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen.
Ich weiß, das Buch ist neu und gerade vielerorts schwer angesagt und bekommt die tollsten Bewertungen. Dem kann ich mich leider nicht anschließen.
Die Geschichte stand schon deshalb für mich nicht unter einem gutem Stern, weil es schlappe 80 Seiten dauert, ehe es mal interessant wird bzw zum Kern der Handlung vorgedrungen wird. Und diese schlappen 80 Seiten sind gefüllt mit so viel Blabla, dass ich versucht war, ganze Absätze zu überspringen. Erinerungen an Rachels früheres Leben mit durchaus selbstkritische Momenten, dann eine geradezu kindische Besessenheit von zwei eigentlich total Fremden Menschen, und -was mich am meisten störte- immer wieder Sauferei bis hin zum Filmriss. Ich bin kein totaler Alkoholgegner, aber so etwas brauche ich nicht. Mir liegen solch versoffene Hauptpersonen gar nicht, und es hat mich tierisch genervt, dass Rachel wider besseren Wissens immer wieder dazu greift. Wenn sie nüchtern ist, ist sie alles andere als dumm. Sie weiß sogar, dass ein Besuch bei den Anonymen Alkoholikern anstände, sie weiß, dass sie zuviel trinkt, und tut…nichts! Sie versucht es nicht einmal! Nicht mal, als sie erkennt, dass der Alkohol offenbar daran Schuld ist, dass sie angesichts der Ereignisse so in Schwierigkeiten gerät. Man sollte doch meinen, dass so etwas einen erwachsenen Menschen aufrüttelt!  Dass es diesen einen Filmriss für die Handlung braucht, das sehe ich ein. Aber die Handlung braucht es sicher nicht, dass Rachel sich alle drei Seiten Bier, Wein oder Gin Tonic hinter die Binde kippt!
Wenn mir eine Hauptfigur nicht zusagt, dann hat es ein Buch einfach schwer. Da fand ich die übrigen Charaktere weit interessanter und ich habe lange gegrübelt, wie sie in Verbindung stehen könnten. So richtig gemocht habe ich sie aber durchweg auch nicht. Und das brauche ich: ich brauche zumindest eine Figur, die ich gerne treffe. Hier hat mich lediglich die Neugier zu ihnen getrieben.
Und diese Neugier hat mich dann letztlich doch bei der Stange gehalten. Ich wollte wissen, wie das ganze Geschehen zusammenhängt. Da habe ich sogar versucht, ein bisschen mitzuknobeln. Das wäre einfacher gewesen und hätte sicher auch für Spannung gesorgt, wenn nicht auch in diesem Teil so viel Blabla und Suff vorhanden wäre. So zerstreute sich für mich der Fall um Rachels Entdeckung und ihren verhängnisvollen Filmriss immer wieder und hinterließ kein griffiges Bild. Auch zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass ich immer wieder in Versuchung war, Passagen und Absätze zu überspringen.
Die Auflösung ging für mich in Ordnung. Sie kam überraschend, konnte aber dennoch vom Logischen her überzeugen. Ein feiner Dreh, den man aber auch aus anderen Krimis und Thrillern kennt. Und zum ersten Mal während des Lesens kam auch ein Hauch Spannung bei mir auf, weil man während des Endes an mancher Stelle nicht sicher sagen kann, wer gerade falsch spielt.

Ich habe drei Abende für das Buch gebraucht und mich jeden Abend neu motivieren müssen. Die Kapitel aus Rachels Sicht -und das sind die meisten- lasen sich für mich durch diese Schwafelei mordsmäßig anstrengend. Rachel hat an sich einen prima Erzählstil, flüssig, lebendig und anschaulich. Aber gewisse Dinge schildert sie in meinen Augen viel zu ausführlich. Gewisse Dinge, die dieser Ausführlichkeit nicht bedürfen. Megans und Annas Kapitel dagegen lasen sich für mich erheblich leichter. In erster Linie, weil sie nicht so ausführlich daherkommen.

Das Cover gefällt mir noch immer. Es war wohl auch einer der wesentlichen Gründe, wieso ich dem Buch eine Chance gegeben habe. Mir gefällt die Darstellung des vorbeirasenden Zugs. Das passt gut zum Titel und es ist ein Hingucker.

Fazit:  Die Hauptfigur hier war überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Mit ihr wurde ich das ganze Buch hindurch nicht warm. Durch viel -für mich- unnötiges Geschwafel geriet der eigentliche Fall immer wieder in den Hintergrund, wodurch sich kein griffiges Bild ergab und keine Spannung aufkam. Erst ganz zum Ende hin änderte sich das für eine kurze Weile, doch das konnte für mich den Karren auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Die allgemeine Begeisterung über die Geschichte kann ich leider nicht teilen.

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