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Mai 10

Rezension – Ragdoll – Dein letzter Tag (Daniel Cole)

Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Flickenpuppe, einer »Ragdoll«. Gleichzeitig erhält Wolfs Exfrau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes.

Inzwischen hat er sich schon wieder gelegt, aber vor gar nicht allzu langer Zeit, gab es um dieses Buch einen gewaltigen Hype. Die positiven Bewertungen häuften sich, und manchmal lasse ich mich damit eben doch ködern. Obwohl ich von Anfang an Bedenken hatte, denn -wie schon mehrfach erwähnt- locken mich Krimis und Thriller, die außerhalb von Deutschland spielen, eigentlich nicht mehr.
Hier habe ich dann aber doch zugegriffen.
Was soll ich sagen? Ich kann die allgemeine Begeisterung über „Ragdoll“ nicht nachvollziehen, und das liegt nicht nur am Schauplatz. Der ist zwar durchaus auch ein Grund, aber er gehört nicht zu den wesentlichen Gründen.
Dabei gefiel mir die Idee mit der Flickenpuppe, zusammengestückelt aus Körperteilen von sechs Leichen erstmal wirklich richtig gut. Das ist so die Art von kaputter Idee, mit der man mich leicht und schnell begeistern kann. So legte „Ragdoll“ zunächst einen recht guten Start bei mir hin.
Allerdings blieb es dabei auch. Ich habe etwas darüber nachdenken müssen, wieso mich die nachfolgende Story nicht gepackt hat, und es lag haputsächlich .an mangelnder Spannung.
Ich konnte mich beispielsweise mit kaum einer Figur wirklich anfreunden. Sei es mit der  ständig herumbrüllenden ach-was-bin-ich-doch-für-ein-harter-Hund – Ermittlerin Baxter, noch mit dem reichlich verkommenen Wolf, oder den anderen im Team, das sich mit den Ragodll-Morden beschäftigt. Und es ist immer schlecht, wenn es keine Figur gibt, zu der ich eine Beziehung aufbauen kann. Denn diese Art „Nähe“ brauche ich, um mit einer Figur mitzufiebern, mit ihr zu hoffen, zu bangen und  dem Geschehen um diese Figur gebannt zu folgen. Lediglich Edmunds gefiel mir wirklich gut und über seine Nachforschungen habe ich wirklich gerne gelesen. Und es hat mich tierisch geärgert, wie die anderen Ermittler mit ihm umgehen.
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt, weshalb „Radgoll“ bei mir nicht punkten konnte. Was ist das denn bitte für ein Umgang untereinander in diesem Team? Jeder hetzt irgendwann mal gegen jeden, man schnauzt sich an, ignoriert gute Denkansätze, nur weil sie von dem Neuen bei Scotland Yard kommen und haut sich mitunter gegenseitig ordentlich in die Pfanne. Natürlich, das Team steht unter gewaltigen Druck, aber das rechtfertigt für mich noch lange keinen solch assigen (sorry für den Ausdruck) Umgang im Team. Wenn es bei Scotland Yard wirklich so zugeht, dann gute Nacht! Das kann ich mir irgendwie kaum vorstellen.
Leider sind Edmdunds Passagen zumindest anfangs eher selten und kurz. Später werden sie zum Glück ausführlicher, weshalb bei ihnen auch ein bisschen Spannung bei mir aufkam. Generell gab es für mich aber erheblich zu viele Wechsel zwischen den Schauplätzen und / oder Charakteren. Zum einen habe ich dabei oft die zahlreichen Namen durcheinander gebracht bzw nicht sofort zuordnen können, zum anderen dämpften auch diese Wechsel die Spannung erheblich. Sobald sich ein Funken andeutete, ging es schon wieder an anderer Stelle weiter und die Spannung hatte keine Chance, sich weiter aufzubauen.
Weiterhin fehlte es mir an neuen thrillermäßig grausigen Ideen während der Handlung. Die Ragdoll fand ich cool und wunderbar schaurig und eklig. Doch dabei bleibt es auch. Jemand verbrennt, okay, das lasse ich auch noch durchgehen. Aber sonst? Einer stürzt sich vom Dach, doch erstens ist diese Idee nicht sonderlich innovativ und zweitens war derjenige sowieso ein Unsympath auf ganzer Linie, also für mich kein großartiger Verlust. All das konnte absolut nicht mit dem Aufhänger mithalten.
Daran änderte es auch nichts, dass Wolf selber auf der Todesliste des Killer steht.
Und das, was vermutlich als die große Überraschung am Ende hin gedacht war, hat mich kein Stück überrascht. Nicht, dass ich es geahnt hätte, nein, aber es hat einfach nichts bei mir ausgelöst. Keine Überraschung, keinen Schrecken, kein Staunen. Ich habe es einfach hingenommen, und das ist für ein Thriller-Finale schlichtweg zu wenig.

Ich habe für das Buch ungewöhnlich lange gebraucht, weil ich es zwischendurch tatsächlich mal für zwei Wochen einfach beiseite gelegt habe. Dabei liest es sich wunderbar leicht und flüssig, dank zahlreicher Dialoge, vergleichsweise kurzen Kapiteln und einer recht einfachen Erzählweise. Daniel Coles Schreibstil ist an sich ein Garant dafür, ein Buch mal eben so wegzulesen. Aber es haperte an der Story selber.

Das Cover hat mir sofort gefallen. Düsterer geht es kaum. Die Krähe schimmert und wird erst so richtig sichtbar, wenn man das Buch im Licht betrachtet und dreht. Der Titelschriftzug ist geprägt, was edel aussieht.

Fazit:  Leider habe ich mich be „Ragdoll“ von der begeisterten Masse an Lesern anstecken lassen. Der Aufhänger mit der „Flickenpuppe“ war auch ganz nach meinem Geschmack, doch dann häuften sich die Punkte, die mir die nachfolgende Story verleidet haben. Überwiegend unsympathische Figuren und keinerlei weitere Ideen, die auch nur ansatzweise mit der Ragdoll mithalten konnten, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und die „große Überraschung“ gegen Ende hat mir lediglich ein Schulterzucken abgeluchst.


Titel:  Ragodll – Dein letzter Tag
Autor: Daniel Cole
Seiten:  480
Verlag: Ullstein Verlag
ISBN: 978-3548289199
Preis:  14,99 (Broschiert)

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