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Mai 29

Rezension – Sternschnuppenträume (Julie Leuze)

sternschnuppenAls Svea den Kopf in den Nacken legt und in den sternenklaren Nachthimmel schaut, geschehen zwei Dinge, mit denen sie absolut nicht gerechnet hat. Erstens: Sie sieht eine Sternschnuppe, eine lange, strahlende, wunderschöne – eine, die Wünsche in Erfüllung gehen lässt. Zweitens: Im nächsten Moment taucht Nick neben ihr auf. Nick sieht gut aus, ist charmant und wird ihr ganz bestimmt schon morgen das Herz brechen. Doch heute Nacht will Svea nicht an morgen denken. Sie will mit Nick Sternschnuppen zählen, eng umschlungen hier am Strand, bis es nichts mehr gibt außer ihnen beiden. Und vor allem will Svea nicht daran denken, dass es für sie und Nick keine Zukunft geben kann. Morgen wird die Welt wieder so sein wie vorher. Eine Welt ohne Nick. Oder etwa nicht?

Obwohl die Geschichte eigentlich nicht so richtig in mein Beuteschema bei Büchern fällt, fand ich Cover und Klappentext doch zu schön und vielversprechend um mir „Sternschnuppenträume“ entgehen zu lassen. So ein wenig Romantik ab und zu schadet ja nun wirklich nicht.
Die Geschichte wird abwechselnd von Svea und Nick erzählt. Svea gefiel mir auf Anhieb, auch wenn sie mir ab und zu etwas zu schwermütig vorkam. Andererseits kann man das aber natürlich verstehen. Immerhin hat sich in ihrer Familie etwas ereignet, um das zunächst noch ein Geheimnis gemacht wird. Aus Sveas Andeutungen heraus kann man aber nach und nach schließen, was vorgefallen ist. Und auch wenn ich es nicht als so dramatisch empfunden habe, so war mir doch klar, dass es auf einer solch kleinen Insel durchaus für ein Drama reichen könnte. Es gibt Dinge, die man auf solch engem Raum kaum geheim halten kann und nirgends zerreißt man sich lieber das Maul über andere als in solch einer verglechsweise kleinen Gemeinschaft.
Aus Sveas Erzählungen heraus war mir Nick anfangs nicht sonderlich sympathisch. Ich hatte immer so einen muskulösen, blonden Surfer-Schönling vor Augen, dem die Mädels reihenweise zu Füßen liegen und der das auch gerne ausnutzt. Leider trifft das auch alles nur zu genau zu! Doch die Kapitel, die aus Nicks Sicht erzählt werden, machen einem schnell klar, dass hinter dieser Fassade ein ganz anderer Nick steht. Einer, der kein Stück eingebildet ist, dem das Getue mit den Mädels auf den Keks geht und der -vor allem!- genau wie Svea ein böses Familiengeheimnis hütet.
Da es also ganz klar so aussieht als könne aus Svea und Nick niemals etwas werden, hat mich ihre gemeinsame Nacht am Strand ziemlich überrascht. Aber ich fand sie wunderschön und die beiden einfach nur total süß!
Danach erlebt man natürlich erstmal wieder einen Knacks in der Handlung. Nach solch glücklichen Momenten stürzen ja viele Geschichten zunächst wieder in ein Tal der Hoffnungslosigkeit. Svea ist nämlich einen Tag später bereits restlos überfordert mit dem, was sie getan hat. Und entsetzt über sich selber! Prompt stößt sie Nick vor den Kopf, und es dauert eine geraume Weile ehe sie sich wieder annähern.
Selbstverständlich spielen Sveas und Nicks Probleme zuhause weiterhin eine große Rolle. Beide haben damit schwer zu kämpfen, und bald wird klar, dass sie sich dem stellen müssen, wenn sie zusammen glücklich sein wollen. Mir hat sehr gut gefallen, wie realistisch die Ereignisse und ihre Folgen beschrieben werden. Denn so etwas, was Sveas Mutter getan hat, zieht seine Kreise und irgendwann kommt doch genug ans Tageslicht um das befürchtete Drama auszulösen. Und das, was bei Nick zuhause los ist, das ereignet sich sicher in mehr Familien als man vielleicht denken mag. Und nicht immer löst sich letztlich alles in Wohlgefallen auf, weil jemand plötzlich erkennt, wie ungeheuerlich seine Taten sind.
Ein richtiges Happy Ende gibt es bei dieser Geschichte also nicht. Jedenfalls nicht, wenn man Sveas und Nicks komplette Familien dabei betrachtet. Und auch die beiden sind lange Zeit keineswegs auf Rosen gebettet. Vieles sind nur Übergangslösungen und ich habe mich ab und zu doch gefragt, ob die beiden bei alldem zusammenbleiben würden. Leicht haben sie es wirklich nicht. Dafür sind sie mutig und haben gute Freunde an ihrer Seite, was ganz hilfreich ist.

Die Seiten dieses Buchs flogen nur so dahin und es ging nicht anders: ich musste wissen, wie es endet und habe es in einem Rutsch gelesen. Nick und Svea erzählen so herrlich lebendig von den Ereignissen, dass man gar nicht merkt, wie man sich durch ganze 352 Seiten schmökert. Dazu kommt anfangs noch, dass die sommerliche Insel so schön beschrieben wird, dass man gar nicht mehr weg möchte. Und die appetitliche Länge der Kapitel treibt einen ebenfalls voran.

In das Cover bin ich ziemlich verliebt, wie ich zugeben muss. Ich finde es herrlich romantisch wie die beiden dort beisammensitzen an einem Ort, der recht abgeschieden wirkt. Außerdem gefällt es mir, dass das Motiv in schwarz-weiß gehalten ist. Das ist mal etwas anderes inmitten der sonst meist so farbigen Buchcover.

Fazit:  Ich bin hin und weg von „Sternschnuppenträume“! Eine wunderbar romantische Liebesgeschichte, die aber niemals richtig kitschig ist. Schon alleine deshalb nicht, weil darin wirklich ernste Themen zur Sprache kommen, die einen erschrecken und nachdenklich stimmen. Diese Themen werden erfreulich glaubhaft behandelt, was dazu führt, dass man am Ende nicht in allen Belangen von einem Happy End sprechen kann. Aber es ist immerhin so happy, dass ich tatsächlich ein bisschen geheult habe 😉


Titel: Sternschnuppenträume
Autor: Julie Leuze
Seiten: 352
Verlag: Egmont Ink
ISBN: 978-3863960650
Preis: 14,99

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