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Aug 03

Rezension – Ich blogg dich weg! (Agnes Hammer)

Julie ist schön, beliebt und kann wundervoll singen. Zusammen mit ihrer Band will sie am Schulfest auftreten. Doch wie aus dem Nichts erhält Julie gemeine E-Mails, Beschimpfungen, Drohungen. Dann taucht im Internet ein gefaktes Facebook-Profil auf, das Julie als arrogante Zicke darstellt. Im Nu lästern Klassenkameraden und wildfremde User online über sie. Julie verzweifelt. Wer tut ihr das an? Als sie auch noch die Band verlassen soll und die Drohungen in Gewalt umschlagen, eskaliert die Situation.

Dieses Buch hatte mich vor allem mit seinem Titel angesprochen. Immerhin habe ich selber zwei Blogs. Außerdem habe ich wohl gerade eine Phase mit Büchern rund um das Thema Mobbing. Somit habe ich es mir eines Abends vom SUB gegriffen.
Bereits nach ein paar Seiten war ich nahe dran, es gleich wieder dorthin zurück zu legen.
Warum? Weil sehr schnell hintereinander so viele Personen eingeführt werden, dass ich mir sicher war, dabei unmöglich den Überblick behalten zu können. Ich habe generell Probleme mit Geschichten mit so vielen Figuren, weil es immer eine Weile dauert, bis ich mir alleine eine Figur zu eigen gemacht habe. Bei 159 Seiten konnte es unmöglich klappen, mich in einer solch großen Clique zurechtzufinden.
Es hat dann immerhin  halbwegs geklappt. Das heißt, ich wusste zumindest, wer mir da gerade seinen Teil der Geschichte erzählt. Einige waren mir dabei aber präsenter als andere. Grob hatte ich auch im Blick, wie der- oder diejenige zu den übrigen Charakteren stand. Aber einige Details habe ich sicher unter den Tisch fallen lassen. Es hat aber insgesamt gereicht um mich zurechtzufinden, der Handlung zu folgen und sie verstehen zu können.
Dass die Geschichte aus so vielen Perspektiven erzählt wird, hat den Vorteil, dass man schnell darüber im Bilde ist, was die Clique um Julie herum von ihr hält. Die meisten mögen und bewundern sie, einige wenige mögen sie nicht so sehr und neiden ihr ihren Erfolg und ihr Talent. Letztere hat man natürlich sofort im Verdacht, etwas mit den Mobbing-Attacken zu tun zu haben. Ich hatte gleich mehrere Ideen, wer es sein könnte. Sicher war ich mir dabei aber nie. Es gibt Charaktere, da denkt man sofort, dass sie es sein könnten. Aber das wäre zu auffällig, oder? Oder ist das eine Finte? Soll man etwa denken, dass es zu auffällig wäre, es gleich wieder verwerfen und nachher staunend dastehen, wenn derjenige es doch ist?
Dieses Rätselraten macht den Großteil der Spannung des Buchs aus. Als der Täter am Ende entlarvt wird, war ich verblüfft. In diese Richtung hatte ich kaum mal gedacht. Es ist immer schön, wenn mich eine Auflösung überrascht.
Was das Thema “Mobbing” angeht, so finde ich, dass die Geschichte gut zeigt, wie schnell sich so etwas entwickelt. Wie schnell es weitere Bahnen zieht und schließlich sogar in Handgreiflichkeiten enden kann. Anfangs sind es “nur” Mails, die Julie Angst einjagen (sollen), dann taucht ein falsches Profil in einem sozialen Netzwerk auf, das sie in den Schmutz zieht, als nächstes startet eine Internetseite und, und, und. Ich fand das wirklich erschreckend. Außerdem tat mir Julie leid. Diese Hetze nimmt sie sehr mit und sie beginnt schnell an sich und ihrem Können zu zweifeln. Und wie soll man sich noch zur Wehr setzen, wenn man nicht mal an sich selbst glaubt? Ein gefährlicher Teufelskreis. Da habe ich mich häufig gefragt, wie manche Menschen dazu kommen, anderen Menschen so etwas anzutun?
Der Titel des Buchs ist etwas irreführend, denn um einen Blog geht es hier nirgends. Mails, ein Forum, ein soziales Netzwerk, ja, aber kein Blog. Ich könnte mir vorstellen, dass der Titel ein kleiner Köder sein soll. Denn im Netz findet man immer mehr Blogs, da wäre es kein Wunder, wenn potenzielle Leser darauf anspringen würden. Mir ist es ja auch so ergangen.

Durch die vielen Perspektivwechsel liest sich das Buch sehr abwechslungsreich. Das treibt mein Lesetempo stets ordentlich voran. Der Ton ist dabei recht jugendlich, aber -wenn das Geschehen es erfordert- werden auch ruhige und nachdenkliche Töne angeschlagen. Das verleiht der Geschichte die nötige Ernsthaftigkeit.

Das gelbe Cover macht das Buch zu einem Hingucker. Über den Inhalt verrät es zwar nichts, aber das ist bei diesem Titel wohl auch kaum nötig. Da dürfte auch so jeder durchschauen, um was es geht.

Fazit:  Der Anfang mit “Ich blogg dich weg” war hakelig. Es werden auf einen Schlag so viele Charaktere vorgestellt, dass ich mir sicher war, dabei nie einen Überblick zu bekommen. Zum Glück hat sich das aber doch eingependelt. Es hat Spass gemacht zu knobeln, wer der Täter sein könnte. Das fand ich spannend. Außerdem wird anschaulich geschildert, wie schnell sich Mobbing auswachsen kann und welche Auswirkungen es auf die Opfer hat. Erschreckend! Hoffentlich nehmen sich die jugendlichen Leser das zu Herzen, sodass Mobbing wieder ein paar Chancen weniger hat.


Titel: Ich blogg dich weg
Autor: Agnes Hammer
Seiten: 159
Verlag: Loewe Verlag
ISBN: 978-3785577066
Preis: 5,95 (TB)

bestellamazon

1 Kommentar

  1. Yvonne

    Hey!
    Genau aus demselbene Grund, aus dem du es fast weggelegt hättest, habe ich es wieder weggelegt. Vielleicht nehme ich es irgendwann nochmal zur hand, aber mir waren es auch einfach zu viele Namen.
    LG
    Yvonne

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