Okt 23 2014

Rezension – Grimmbart – Kluftingers neuer Fall (Volker Klüpfel & Michael Kobr)

Grimmbart (Volker Klüpfel, Michael Kobr)Kluftingers neuer Fall führt ihn ins Schloss in Bad Grönenbach, wo ihn allerlei Merkwürdiges erwartet: Die Frau des Barons wurde nicht nur ermordet, sondern auch noch wie auf einem uralten Familienporträt hergerichtet. Auf dem Gemälde ist ein Mann mit seltsam gelben Augen zu sehen. Und der Baron verschwindet immer wieder im schlosseigenen Märchenwald. Auch privat geht es bei Kluftinger märchenhaft zu: Sein Sohn heiratet, und zur Feier haben sich die Schwiegereltern aus Japan angesagt. Zum Glück lässt Kluftingers Intimfeind Langhammer nicht lange auf sich warten, um dem Kommissar bei dieser kulturellen Herausforderung zu helfen.

 Endlich ein neuer Fall für Kommissar Kluftinger! Das Buch war seit Ewigkeiten vorbestellt und wurde natürlich sofort gelesen als es eintraf. Kluftingers Krimis gehören zu den Büchern, die bei mir gar nicht erst auf dem SUB landen.
Ich hatte sicher keine allzu hohen Erwartungen an „Grimmbart“, nachdem mir der Kommissar im vorigen Band eine ganze Ecke zu dusselig dargestellt wurde. Ich erwartete einfach ein spannendes und unterhaltsames Krimivergnügen.
Daran kann es also nicht liegen, dass es stolze 16 Kapitel dauerte bis mich der Krimi endlich packte. Es war zwar nicht gerade langweilig bis dahin, aber nicht griffig. Natürlich, es gab einen Mord, dessen Umstände recht seltsam sind, es gab mehrere Verdächtige und einen Schauplatz mit Gruselpotenzial, aber so richtig ausgereizt wurde das für mich nicht. Stattdessen habe ich die ersten Ermittlungen als ziemlich blindes Herumstochern empfunden. Mir ist schon klar, dass wohl kaum ein Kommissar in der Realität sofort auf der richtigen Fährte ist. Deshalb darf Kluftinger das auch nicht sein, sonst wäre es kaum glaubhaft. Aber etwas zügiger hätte es schon gehen dürften. 16 von 36 Kapiteln Anlauf ist viel. Ich habe in der Zeit versucht, selber zu Kombinieren, aber das führte ebenso wenig zu einem Zipfel der Wahrheit, daher war das recht frustrierend. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich mich über Kluftingers Privatleben nur amüsieren kann, wenn er auch bei der Arbeit etwas zustande bringt. Somit konnte mich sein Privatleben in diesen Kapiteln nicht über das Herumstochern hinwegtrösten. Und leider, leider habe ich weder das Schloss, noch den Märchenwald als schaurig empfunden. Daran hat sich bis zum Ende übrigens nichts geändert.
Doch dann war es endlich soweit. Nach sechzehn Kapiteln erwischte mich „Grimmbart“ doch noch, und zwar so richtig. Endlich hatte ich das Gefühl, dass die Ermittlungen in die richtige Richtung gehen, endlich konnte ich richtig miträtseln. So mag ich das bei Krimis, dann finde ich sie auch spannend. Es gab eine Reihe interessanter Verdächtiger, es tauchten erste (mögliche) Zusammenhänge auf, immer wieder gab es Wendungen, die einen in eigenen Verdächtigungen wieder ins Wanken brachten, und Kluftinger hat mich dieses Mal wieder mit seiner Clverness beeindruckt. Man traut es ihm zwar in gewissen Situationen gar nicht zu, aber er ist eben doch ein wirklich guter Kommissar, der außerdem über ein verlässliches Bauchgefühl verfügt. Das kann auch nicht schaden. Und genauso möchte ich Kluftinger -zumindest in seinem Job- erleben.
Sein Privatleben dreht sich in diesem Band ganz klar um die Hochzeit seines Sohnes mit der Japanerin Yumiko, kurz „Miki“ genannt. Das ist verständlich, denn eine Hochzeit ist eine große Sache, die viel Planung erfordert. Typisch Kluftinger will er das aber nicht so recht einsehen. Auch aus finanziellen Gründen nicht, denn die Kosten häufen sich zusehends. Und sei es nur durch spezielle Kloschuhe für Mikis Familie, weil man so etwas in Japan halt benutzt. Mit der japanischen Verwandtschaft und Kluftinger prallen zwei Welten aufeinander.  Ich fand das ziemlich witzig, auch wenn ich Kluftingers Englisch teilweise zum Fremdschämen empfunden habe. Aber wenn man diese Sprache halt kaum spricht, dann ist das wohl einfach so. Seine japanischen Gäste arrangieren sich ja auch damit und es entsteht sowas wie ein freundliches Einvernehmen.
Beim Finale finden Krimi und das Hochzeitsthema dann gelungen zusammen. Da geht es ebenso rasant und spannend wie auch rührend zu. Eine schräge Mischung, die aber dennoch stimmig ist. Das beweist einmal mehr, dass ein Krimi durchaus ein echter Krimi sein kann, auch wenn sich ein weiterer relaitv großer Teil um das Privatleben des Kommissars dreht.

Durch die besagten ersten 16 Kapiel habe ich mich ziemlich gequält, so ungerne ich es zugebe und so ungerne ich es über einen Kluftinger-Krimi sage. Das hatte aber inhaltliche Gründe. Geschrieben ist „Grimmbart“ im bereits von der Reihe gewohnten lockeren und unterhaltsamen Stil, der sich eigentlich lesen lässt wie nix, dem es aber dennoch gelingt, im Nu Spannung aufkommen zu lassen. Das hat der Umschwung nach diesen Kapiteln wieder einmal sehr gut bewiesen. Von da an konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Ich möchte die Verkehrsschilder auf dem Cover der Kluftinger-Krimis zurück. Ich seufzze sehnsüchtig bei jedem neuen Buch. Mir fehlen sie einfach. Da nützt auch der Kasten im Verkehrschildstyle um die Namen der Autoren herum nicht viel. Trotzdem gefällt mir dieses Cover wirklich gut. Es wirkt mit dem Schloss hinter dem Gitter und den finsteren Himmel recht unheimlich. Und der Dachs schaut angemessen böse aus dem Pelz.

Fazit:  Der Anlauf bis mich der Krimi so richtig packte, dauerte mir ganz klar zu lang. Bis dahin wirkten alle Ermittlungen wie ein blindes, ziemlich orientierungsloses Herumstochern. Zum Glück bekam die Geschichte dann doch noch den richtigen Dreh. Plötzlich konnte ich mitknobeln, die Verdächtigen wurden zunehmend interessant und Kluftinger hat mich mit seiner Cleverness mehrmals beeindruckt. In Kluftis Privatleben dreht sich alles um die Hochzeit seines Sohnes und den japanischen Familienbesuch der Braut. Das sorgt für Spass und Turbulenzen, wächst sich dann aber doch zu einem schönen Einvernehmen aus. Diese Entwicklung hat mir gefallen.


Titel:  Grimmbart – Kluftingers neuer Fall
Autor: Volker Klüpfel & Michael Kobr
Seiten:  478
Verlag: Droemer Verlag
ISBN: 978-3426199381
Preis:  19,99 (HC)

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

%d Bloggern gefällt das: