Nov 27 2014

Rezension – Endgame – Die Auserwählten (Janes Frey)

endgameENDGAME. Zwölf Meteoriten. Zwölf Spieler. Nur einer kommt durch. Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor. Und nur seine Linie wird überleben, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.

Ich halte mich eigentlich für recht gefeit gegenüber irgendwelchen Hypes, aber manchmal packt es mich doch und ich lasse mich anstecken. So ging es mir mit „Endgame“, nach dem ich bereits verrückt war als in der Verlagsvorschau außer einer schwarzen und einer weißen Seite noch gar nicht viel mehr davon zu sehen war. Je näher die VÖ kam, desto mehr wurde dann verraten, es wurde geworben was das Zeug hielt und das ultimative Leseerlebnis versprochen. Trotzdem hatte ich nicht wunders welche Erwartungen an das Buch. Ich war nur tierisch neugierig, ob die Versprechen eingelöst werden würden.
Leider -und ich bedauere es wirklich zutiefst- wurden sie das in meinen Augen nicht. Ich habe lange überlegt, wieso mich „Endgame“ nicht von sich überzeugen konnte. Inzwischen kann ich dafür im Wesentlichen drei Gründe nennen.
Erstens habe ich mich das ganze Buch hindurch orientierungslos gefühlt. Das fängt schon bei den Charakteren an. Gleich zwölf davon muss man sich binnen kürzester Zeit zu eigen machen. Das ist so schon nicht einfach, mit solch teilweise exotischen Namen erst recht nicht. Und schon mal lange nicht, wenn jeder Kapitel einen Schauplatzwechsel mit sich bringt und von jemand anderem handelt.
Selbst als ich mit dem Buch zum Ende kam, gab es noch Figuren, die ich nicht auf Anhieb einsortieren konnte.
Dann hätte ich gerne ein paar Hintergründe zu diesen Meteoriten und dem Spiel an sich gehabt. Ich meine, da schlagen irgendwo auf Erden zwölf Meteoriten ein und sofort wissen 12 Kids, was die Uhr geschlagen hat und stürmen los in das Spiel ihres Lebens. Natürlich ist es klar, dass im ersten Teil einer Trilogie nicht gleich alle Geheimnisse verraten werden, aber zumindest einen Hauch einer Antwort auf die Frage nach dem Warum wäre schon schön gewesen.
Weiter geht es mit der Jagd auf den Schlüssel. Den Schlüssel zu finden, ist die erste Aufgabe an die Spieler, das wird deutlich gesagt. Doch dann verliert die Geschichte diese Aufgabe für mein Empfinden völlig aus den Augen. Es geht plötzlich in erster Linie um eine seltsame Scheibe, es muss gekämpft und getötet und um die Welt gereist werden, sodass man völlig baff ist als die Sprache mal wieder auf diesen Schlüssel kommt. Ach ja, da war ja mal sowas vor ein paar hundert Seiten!
Wenn eine Geschichte einen so zentralen Punkt aus den Augen verliert, dann geht das für mich immer auch zu Lasten der Spannung. Was soll denn noch für Spannung sorgen, wenn man gar nicht mehr präsent hat um was es eigentlich geht und weshalb sich die Kids wortwörtlich die Köppe einschlagen, sich abschießen und foltern. Das muss man „Endgame“ lassen, es geht regelmäßig richtig  brutal zur Sache. Das ist mutig für ein Jugendbuch und eigentlich bringt das bei mir immer einen Pluspunkt ein. Hier allerdings nicht, weil ich den Eindruck hatte, James Frey wolle damit für die Spannung sorgen, die die Handlung sonst nicht bietet. Aber Action und Gewalt ist nun mal nicht gleich Spannung. Ich jedenfalls fiebere nicht unbedingt mit, wenn sich ein paar Leute seitenlang mit irgendwelchen Waffen oder auch den bloßen Händen bekämpfen. Bei solch ausführlichen Schilderungen muss ich im Gegenteil aufpassen, dass ich sie nicht überspringe und nur am Ende kurz nachlese, wer gewonnen hat. So richtig spannend fand ich nur ganze drei Szenen in diesem Buch und die Handlung dort hatte nicht ein einziges Mal direkt mit dem Spiel zu tun.
Zuletzt bleibt dann noch die Tatsache, dass „Endgame“ auf mich wirkte wie eine verschärfte Version von „Die Tribute von Panem“. Auch da kämpfen Jugendliche bis auf den Tod gegen einander. Auch da geht es darum, für das eigene Volk bzw den eigenen Bezirk Vorteile und schlichtweg ein weiterhin einigermaßen gutes Leben zu sichern. Auch da gibt es seltsame Spielleiter. Und auch da bilden sich gewisse Verbindungen heraus. Nichts anderes ereignet sich in „Endgame“, jedenfalls in diesem ersten Band. Und damit kann von „neuartig“ und „einmalig“ nun wirklich nicht die Rede sein.

„Endgame“ ist groß angelegt. Es gibt die Bücher, ein Spiel im Netz, bei dem man zu echtem Reichtum kommen kann, die Figuren haben ihre eigenen Internetseiten und und und. Das widerum ist durchaus etwas Besonderes. Ich wüsste keine andere so groß angelegte Aktion rund um eine Buchreihe. Allerdings hätte ich mich wohl in der Geschichte etwas besser zurechtfinden müssen um dabei mitmischen zu können. Oder zumindest müssten mir die Charaktere näherstehen. Das Rätsel hat es echt in sich. Meine Hochachtung, wer das knackt und das Gold absahnt. Ich habe es -zumindest mit den Rätseln im Buch- ehrlich versucht, aber ich bin absolut nicht schlau daraus geworden. Vermutlich wäre ich im „Endgame“ schon am ersten Tag tot gewesen, so dusselig wie ich offenkundig bin 😉

„Endgame“ las sich so halb und halb. Die Kampfszenen (und davon gibt es viele!) lasen sich für mich tierisch anstrengend, die Szenen, in denen die Jugendlichen Nachforschungen anstellen und die Dialoge dagegen lasen sich relativ leicht und zügig. Es ist nur einfach nicht schön, wenn man dann durch eine seitenlange Kampfszene wieder im Lesetempo ausgebremst wird.  Nicht mal die ständigen Ortswechsel mit entsprechend anderen Charakteren konnten dem wirklich entgegenwirken.

Das goldene Cover wirkt auf Anhieb wenig spektakulär, doch bei näherem Hinsehen entdeckt man die Schrift, die quasi im Hintergrund in den Umschlag eingeprägt ist. Das macht ebenso neugierig wie das seltsame und geheimnisvolle Symbol in er Mitte.

Fazit:  Aufgrund der Ähnlichkeit zu „Die Tribute von Panem“ ist „Endgame“ für mich von der Idee her absolut nicht neu- oder einzigartig. Es geht lediglich in Sachen Gewalt mehr zur Sache, aber das hebt keine Story von einer anderen ab. Zudem habe ich mich das ganze Buch hindurch total orientierungslos gefühlt: hinsichtlich der Figuren mit den teilweise echt schwierigen Namen, hinsichtlich der häufigen Ortswechsel und vor allem, weil nicht mal ansatzweise eine Antwort auf das „Warum“ geboten wird. Denn das fragt man sich automatisch, wenn man von so etwas liest wie hier. Und zuletzt habe ich die Geschichte bis auf drei kurze Szenen als überhaupt nicht spannend empfunden. Erstens wird das Ziel schnell aus den Augen verloren und zweitens ist Action nicht gleichbedeutend mit Spannung. Ich denke, ich beende diese Trilogie mit dem ersten Band. Schade, sehr schade.


Titel: Endgame (01) – Die Auserwählten
Autor: James Frey
Seiten: 592
Verlag: Oetinger Verlag
ISBN: 978-3789135224
Preis: 19,99 (HC)

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