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Dez 09

Rezension – Tödliche Träume (Marliese Arold)

toedlichetraeumeSeit der Kindheit hat der 16-jährige Andy Visionen, die ihm Angst machen. Als er dadurch der Polizei einen Leichenfundort zeigen kann, landet er im IPP, dem Institut zur Erforschung parapsychologischer Phänomene. Dort trifft Andy auf andere Jugendliche mit übersinnlichen Fähigkeiten: Sie sind telekinetisch begabt, sprechen mit Toten und können ihren Körper verlassen. Als in seinem Heimatort ein zweiter Mord geschieht, fürchtet Andy, dass seine kleine Schwester das nächste Opfer sein wird. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden Laura, Jeff und Rebecca sucht er den wahren Mörder.

Seit „A Nightmare on Elm Street“ bin ich geheimnisvollen und gruseligen Geschichten verfallen, die Träume zum Thema haben. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich dieses Buch lesen musste. Spannend klang der Klappentext außerdem noch.
Die Geschichte lässt sich prima an mit den Morden und Andy, der die Leichen in Visonen sieht. Für ihn ist das sicher nicht schön und sehr belastend, aber irgendwo fand ich diese Vorstellung auch ziemlich cool. Natürlich ist er -als er sich endlich traut zur Polizei zu gehen- eine Hilfe bei den Ermittlungen. Damit wäre ich für den weiteren Verlauf eigentlich schon ganz zufrieden gewesen: ein übersinnlich begabter Junge, der der Polizei bei der Aufklärung einer Mordserie hilft. Das wäre zwar auch schon hart an der Grenze, weil ich mit Übersinnlichem in dieser Richtung nichts (mehr) groß anfangen kann, aber es wäre noch okay gewesen. Erwartet hatte ich es bei einem Thriller allerdings nicht.
Doch Andys Talent bringt ihm keineswegs hohes Ansehen bei der Polizei. Stattdessen landet er im IPP, einem Institut zur Erforschung parapsychologischer Phänomene. Dort trifft er auf eine Clique weiterer Kids mit solch außergewöhnlichen Fähigkeiten. Da schrillten bei mir die Alarmglocken schon lauter. Ich hatte ständig Angst, dass hier alles total in Richtung Fantasy kippen würde. Das mag ich stumpf nicht, vor allem aber -wie schon mal gesagt- erwarte ich das nicht, wenn auf dem Cover „Thriller“ steht. Und irgendwo ärgert es mich auch, wenn ich dann damit überrascht werde.
Zum Glück fand ich die Clique durchweg sympathisch. Jeder hat so seine Eigenarten, Ecken und Kanten und Geheimnisse, das ist abwechslunsgreich und bürgt an sich für interessante Beziehungen und Freundschaften. Allerdings wurde mir hier genau darauf viel zu viel Augenmerk gelegt. Nach dem Aufhänger mit den Morden dreht sich der Großteil der Geschichte um die Freundschaften und ein paar Tests am IPP, die mit den Jugendlichen gemacht werden. Darüber vergisst man geradezu, dass es ja mal mit unheimlichen Morden losgegangen ist und eigentlich die Hauptfrage ist, wer dahinter steckt und wie man ihn erwischen kann.
Dann plötzlich, wie aus dem Nichts, erinnert sich die Geschichte daran, welchen Kern sie eigentlich hat und um was sie sich drehen sollte, schnappt nach dem verlorenen roten Faden und spinnt ihn weiter. Bis dahin ist aber so viel Zeit vergangen und sind so viele Seiten umgeblättert worden, dass die Auflösung und das Finale viel zu schnell abgewickelt werden. Es ist zwar schön zu sehen, wie die Jugendlichen im Team arbeiten und sich mit ihren Talenten unterstützen und helfen, aber im Verhältnis zum weitschweifigen Mittelteil wirkt es wie eilig heruntergehaspelt.
Des Rätsels Lösung, weshalb man dan Täter lange nicht identifizieren konnte, hat mir widerum gefallen. Irgendwo hatte ich so etwas Ähnliches schon mal gelesen. Ich meine sogar, es wäre eine Geschichte von Stephen King gewesen. Schon damals hat mich das zutiefst fasziniert. Weil ich es spannend, interessant und auf angenehme Weise auch ein wenig schaurig finde. Aber immerhin gibt es sowas! Da bin ich bei einigen Fähigkeiten der Jugendlichen dagegen nicht so sicher.

Allzu stattlich ist das Buch mit seinen 239 Seiten nicht. Außerdem liest es sich schön locker und flüssig, es gibt viele Dialoge, die auflockern und die Kapitel haben eine angenehme Länge. Nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Mit jedem kommt man ein gutes Stück im Buch voran, aber es strengt niemals an.

Das Cover finde ich einfach wunderschön. Ich bin ein Farbenmensch, das merke ich gerade bei Buchcovern immer wieder. Ich finde dieses Grün sehr schön und es wirkt auch geheimnisvoll. Wer die Person sein könnte, darüber grübele ich schon eine ganze Weile. Ich würde auf Andy tippen, weil das Gesicht aussieht als würde die Person schlafen. Andy hat seine Visonen schließlich im Schlaf. Kurz dachte ich aber auch, es könnte ein Mordopfer sein.

Fazit:  Ich bin normalerweise ein Leser, der jeder Reihe eine zweite Chance einräumt. Den zweiten Band „Gefährliche Stille“ habe ich jedoch wieder vom Wunschzettel genommen. Das liegt keineswegs an den Teenagern hier, denn die mochte ich wirklich gern. Es hat auch kaum etwas damit zu tun, dass das Rätsel um die Morde viel zu lang in den Hintergrund gedrängt wird. Das kann ja im nächsten Band ganz anders sein. Mir geht es einfach zu phantastisch zu. Ich bin kein Fantasy-Fan (mehr) und wenn auf einem Buch „Thriller“ steht, dann erwarte und möchte ich das auch nicht. Auf meinem steht übrigens „Mysterythriller“, aber das ändern daran nichts.


Titel: Tödliche Träume
Autor: Marliese Arold
Seiten: 239
Verlag: Oetinger Verlag
ISBN: 978-3841502667
Preis: 6,99 (TB)

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