Apr 01 2015

Rezension – Schnucken gucken (Andrea Hackenberg)

Schnucken gucken (Andrea Hackenberg)Sie stand immer auf der Seite der Schwachen und Entrechteten. Jetzt steht sie knietief im Dispo: Billi Sander, Umweltaktivistin und frisch gefeuerte Enthüllungsreporterin, landet da, wo sie nie wieder hinwollte: zu Hause in der Heide. Um wieder zu Geld zu kommen, heuert Billi im Feuilleton der Lokalzeitung an. Unter Laienschauspielern, Freizeit-van Goghs und korrupten Landespolitikern stellt sie schließlich fest: Die Heide ist tatsächlich eine Kulturlandschaft. Und ihr Exfreund sieht besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte.

Dieses Buch gehört eigentlich nicht zu meinen bevorzugten Genres. Aber solchen niedlichen Cover und Titeln falle ich ab und zu halt doch mal zum Opfer.
So ging es also für mich mit der frisch entlassenen Billie von Berlin zurück nach Hause in die Heide. Die kommt Billie natürlich im Vergleich stinklangweilig vor, was ich gut nachvollziehen konnte. Überhaupt mochte ich Billie ganz gerne. Vor allem, weil sie ihren eigenen Kopf hat, resolut zu Werke geht und keines dieser Weiber ist, die jedem gutaussehenden Typen hinterherschmachten.
Schnell stellt sich jedoch heraus, dass es in der Heide keineswegs so langweilig ist, wie gedacht. Billie heuert notgedrunken beim ortsansässigen Provinzblatt an und ist dort für den Bereich Kultur zuständen. Und was die Heide in kultureller Hinsicht bietet, das ist mitunter schon sehr sonderbar. Was habe ich über den vermeintlich ertrunkenen Künstler gelacht! Einfach herrlich!
Doch nach einer Weile muss Billie erkennen, dass es auch in der Lokalpolitik die eine oder andere Sauerei gibt. Das gibt der Geschichte und Billies Job dann doch noch einen gewissen ernsthaften Hauch und sorgt durchaus für Spannung. So richtig hatte sie mich aber erst mit der ersten echten Leiche am Haken. Ich sage es ja immer: eine Leiche tut einem Buch einfach gut!
Plötzlich hat Billie -zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester- ein ganz ernstes Problem an den Hacken. Und selbstverständlich muss man herausfinden, wer den Mann warum umgebracht hat! Ein bisschen Krimi schwingt hier also ebenfalls mit.
Ein Schuss Liebe bzw Romantik mischt ebenfalls nocht mit, jedoch erfreulich dezent. Kitsch hat man hier nicht zu befürchten, was ich sehr gut finde! Dafür ist es aber arg vorhersehbar wie die Sache ausgehen wird. Naja, ein Happy End hier und da, warum eigentlich nicht? Schließlich hat man mit „Schnucken gucken“ keinen Thriller vor der Nase.
Das Flair des kleinen Orts kommt gut rüber. Und auch wenn ich -genau wie Billie anfangs- dort nicht tot über den Zaun hängen wollen würde, so kann ich mir eine Stippvisite in Heide irgendwann gut vorstellen. Auch um die Schnucken mal live zu sehen.
Was mich vor allem in der ersten Hälfte aber wirklich gestört hat, das sind die rasanten Dialoge. Vielleicht bin ich in Sachen Schlagfertigkeit ja wirklich nur sehr mäßig talentiert, das kann gut sein. Aber wer ist denn bitte so schlagfertig wie die Figuren in dieser Geschichte? Und dabei noch wortgewandt und intelligent? Ich möchte keine platten Gags lesen, so meine ich das nicht. Aber dass es so schlagfertige Menschen gibt, das kann ich einfach nicht glauben. Das war mir eine ganze Spur zu heftig.

Schwuppdiwupp, dann ist ein solches Buch auch schon ausgelesen. Temporeich, auch ein wenig spannend und amüsant dank viel Situationskomik, so etwas liest man gerne und schnell.

Das Cover fällt mit dem Pink sofort auf, und das muss ein Buch heutzutage wohl auch um im Ladenregal auf sich aufmerksam zu machen. Ich mag natürlich speziell die süße Schnucke. Das wollige Geschöpf möchte man sofort knuddeln. Schön übrigens, dass es gezeichnet ist und kein Bild einer echten Schnucke. Nicht dass ich die Cover mit den Bilden von echten Tieren auf dem Cover nicht goldig finde, aber so heben sich die Schnucken nochmal deutlich vom Rest solcher Bücher ab.

Fazit:  Eine vergnügliche Lektüre, die vor allem mit viel Situationskomik und dem ländlichen Flair des Orts in der Heide punkten kann. Ich habe die selbstbewusste Billie gerne dorthin begleitet und mochte sie wirklich gerne. Die Liebesgeschichte ist zwar vorhersehbar, dafür aber wenigstens nicht kitschig. Lediglich an die Schlagfertigkeit der Figuren konnte ich nicht glauben. Das hat mir den Anfang leider ein wenig verleidet. Später konnte ich dann darüber hinwegsehen und somit hat mir „Schnucken gucken“ doch ganz gut gefallen. Ein schönes Buch, wenn einem nach leichter Lektüre zumute ist.


Titel: Schnucken gucken
Autor: Andrea Hackenberg
Seiten: 336
Verlag: Knaur Verlag
ISBN: 978-3426514269
Preis: 8,99 (TB)

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