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Jul 19

Rezension – Mottentanz (Lynn Weingarten)

mottentanzSeit Ellies heißgeliebte, temperamentvolle Schwester Nina vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist, hat Ellie nur noch einen Gedanken: Nina wiederzufinden. Vergeblich – selbst Ellies beste Freundin ist überzeugt: Nina ist nicht mehr am Leben. Da trifft Ellie den attraktiven Sean. Sean will Ellie bei ihrer Suche helfen, hat er doch selbst einen Bruder verloren. Ellie lässt alles stehen und liegen, um mit Sean einen verrückten Roadtrip zu unternehmen, auf den Spuren Ninas. Bald verliebt sich Ellie rettungslos in Sean – doch er verbirgt ein dunkles Geheimnis.

Mit den cbt-Thrillern habe ich schon so oft gute Erfahrungen gemacht, dass ich diese Tage ganz arglos zu „Mottentanz“ gegriffen habe. Was sollte schon schiefgehen?
Vielleicht hätte ich mir spätestens da, wenn nicht schon beim Kauf damals auf dem Trödel, vor Augen führen sollen, dass ich mit Krimis und Thriller meist nichts mehr anfangen kann, wenn sie in den USA spielen. Früher als Jugendliche fand ich das dagegen richtig cool und ich hätte sicher niemals etwas von einem deutschen Autoren gelesen, doch das hat sich seither deutlich geändert.
Und wenn ich es grob fasse, dann ist „Mottentanz“ bei mir daran wohl auch gescheitert. Die Geschichte will ein Thriller sein. Und auch wenn Jugendliche im Mittelpunkt stehen, mir war es für einen Thriller doch zu viel von wegen Partys, Jungs, Klamotten und solchen Dingen. Ich meine, wenn Ellie doch so unter dem Verlust der Schwester leidet, wie kann sie dann noch so oberflächlich sein? Sie hat doch nun wirklich einiges durchgemacht nach dem Verschwinden von Nina. So etwas macht einen Menschen doch erwachsener. Jedenfalls beansprucht Ellie das alle naselang: dass man sie ernst nimmt und anerkennt.
Mit dieser Oberflächlichkeit hängt gleich mein zweites Problem mit „Mottentanz“ zusammen: ich fand es nicht einen Moment lang spannend. Dafür kamen bei mir einfach zu wenige Gefühle an. Weder ist Ellies Verzweiflung und Trauer wirklich bei mir angekommen, noch irgendeine Form von Dramatik und nichtmal ein leises Kribbeln bei der Lovestory.
Solche Dinge müssen bei mir aber ankommen, sonst kann ich nicht mitfiebern. Ich habe einfach hingenommen und verfolgt, was passiert, war aber weder neugierig noch gespannt darauf, wie es jeweils weitergehen bzw enden würde.
Auch die Figuren haben bei mir keinen nennenswerten Eindruck hinterlassen. Ich fand Sean nicht so süß, wie er beschrieben wird. Ellie nicht so verzweifelt und trotz allem, was sie für ihre Schwester in Kauf nimmt, auch nicht besonders mutig. Was ich von Nina halten sollte, wusste ich die ganze Zeit nicht. Und Ellies Freundin Amanda nervt einfach nur die ganze Zeit. Mehr ist es nicht, und das ist schlichtweg zu wenig, zu dünn und jede Person wirkt dadurch fadenscheinig. Mit solchen Figuren kann ich nichts anfangen.

Ich habe mich ziemlich durch das Buch gequält. Dabei liest es sich gar nicht so schlecht, zumal Ellie selbst erzählt. Und das halt ihrem Alter entsprechend recht locker und in jugendlichem Ton. Doch wenn die Story, die sie erzählt, einen überhaupt nicht mitreißt, dann nutzt auch eine solch leichte Erzählweise nichts.

Ich würde nicht drauf schwören, aber ich wüsste nicht, wann in der Geschichte mal eine Motte erwähnt wird. So hübsch die Tierchen sich auf dem Cover machen und so gut sie zum Titel passen, aber einen Zusammenhang mit der Geschichte sehen ich darin nicht. Und Rosa ist jetzt auch keine Thrillerfarbe. Nicht mal, wenn es um ein Teeniemädel geht.

Fazit: Für mich war „Mottentanz“ auf ganzer Linie ein Schuss in den Ofen. Die Charaktere wirken blasser als blass, nicht ein einziges Gefühl kam bei mir an, weder Traurigkeit, noch Dramatik, noch Verliebtheit, gar nichts. Wie soll das Spannung aufkommen? Wie soll man da mitfiebern? Ich habe mich rieisg geärgert, drei Abende mit dem Buch verplempert zu haben, nur weil ich immer dachte, die große, tolle Wendung würde noch kommen. Stattdessen traf alles ein, was ich längst geahnt hatte, weil das selbst ein Blinder mit dem Handschuh gefühlt hätte.


Titel: Mottentanz
Autor: Lynn Weingarten
Seiten: 320
Verlag: cbt
ISBN: 978-3570307410
Preis: 8,99 (TB)

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