Sep 20 2016

Rezension – Denn morgen sind wir tot (Andreas Götz)

Denn morgen sind wird tot (Andreas Götz)Seit sie mit Adrian zusammen ist, ist das Leben der 16-jährigen Siri ein einziger Rausch. Am meisten fasziniert sie, dass Adrian sich nicht um Grenzen und Verbote schert. Lebe jetzt, ist sein Motto, denn morgen sind wir tot. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht Siris Ex-Freund Niklas, der Adrian sogar für gefährlich hält. Siri schlägt alle Warnungen in den Wind und ist bereit, für ihr Glück Eltern und Freunde zu hintergehen. Doch Niklas lässt nicht locker. Als er zur ernsten Bedrohung wird, schmieden Siri und Adrian einen Plan, der das Dunkelste in ihnen zum Vorschein bringt.

Dies ist ein irgendwie ein schwieriges Buch.
Warum?
Weil ich es in einer langen Nacht in einem Rutsch und in irrsinnigem Tempo durchgelesen habe. Ich fand es unglaublich spannend, war von Anfang an total neugierig darauf, wie es mit Siri und Adrian weitergehen würde, welche katastrophalen Folgen das alles noch haben würde. Denn schließlich erfährt man bereits im Klappentext, dass dieser Rausch der beiden böse Folgen hat. Und irgendwo war es auch dieses Drastische, das mich so sehr bei der Stange gehalten hat. Denn durch Adrian gerät Siri in Situationen, die so extrem sind, dass ich oft den Kopf geschüttelt habe. Das muss wohl sowas wie Sensationsgier gewesen sein bei mir. Allerdings -und das ist die Kehrseite und einer der Gründe, wieso die Geschichte schwierig für mich war- hätte ich oft auch durchdrehen und Siri schütteln können. All das wegen einem Typen? Gutes Aussehen, Talent im Bett in allen Ehren, aber trotzdem! Und das mit gerade mal sechzehn Jahren! Das ist der nächste Punkt. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass sechzehnjährige Mädels heute so drauf sind. Irgendwie möchte ich mir das auch gar nicht vorstellen. Womöglich, weil das so weit weg von meinem sechzehnjähren Ich damals ist und weil ich heute um einiges älter bin. Das kann gut sein.
In Zusammehang damit steht, dass ich gestaunt habe, dass eine Sechzehnjährige so quasi über Leichen geht. Ist das in diesem Alter tatsächlich möglich? Reicht dafür ein  bisschen schlechter Einfluss aus? Eine erschreckende Vorstelllung.
Was mich ebenfalls bei Laune gehalten hat, ist Siris Ex Niklas. Aber auch da gab es eine Sonnen- und eine Schattenseite an ihm für mich. Die Sonnenseite war der Niklas, der sich so um Siri bemüht, ihr immer wieder ind Gewissen redet. Die Schattenseite an ihm war, dass es Siri mit ihrer Meinung zu ihm, tatsächlich gelungen ist, dass ich Niklas entsetzlich nervtötend fand. So nervtötend, dass ich gewisse Folgen seiner Mühen an irgendeiner Ecke ein bisschen nachvollziehen konnte.
Denn natürlich habe ich Siri durchaus dieses Glück wie mit Adrian gegönnt. Nur eben mit einem Kerl, der nicht solch üblen Einfluss auf sie hat. Auch das ist schwierig zu erklären. Wenn Siri von ihm schwärmte, dann habe ich mich so für sie gefreut. Habe ich dann gelesen, was er mit ihr macht, wozu er sie bringt, habe ich ihn aus tiefstem Herzen gehasst.
Womit ich ebenfalls Schwierigkeiten hatte, was die direkte Ansprache dem Leser gegenüber. Siri erzählt aus zeitlicher Distanz von ihrem „Abenteuer“ mit Adrian und spricht den Hörer relativ regelmäßig ganz direkt an. Das wirkte für mich immer wie aus der Erzählung herausgerissen. Abgesehen davon, dass ich mit dieser Art „Dialog“ mit dem Leser ohnehin so meine Probleme habe. Ich brauche Nähe zur Hauptfigur, um mit ihr fühlen zu können, klar. Aber dafür brauche ich solch eine Erzählweise nicht, das gelingt auch anders. Ich bin allgemein einfach kein Fan davon, wenn sich eine Figur so direkt an mich wendet. So kumpelig. Das mag ich bei mir unbekannten oder erst kurz bekannten Menschen in der Realität auch nicht. Warum sollte das bei einem Buch anders sein?
Ach, und zuletzt: wie kann man Siri heißen? Selbst wenn es Spitzname ist. Will wirklich jemand so heißen wie die Handytrulla vom Apfel? Daran konnte ich mich bis zum Schluss nicht gewöhnen.

Siri erählt selber ihre Geschichte. Schön flüssig und jugendlich locker weg, schonungslos und direkt. Das liest sich weg wie nichts und dieses Atemlose in ihrer Erzählung hat auch mein Lesetempo ordentlich auf Touren gebracht. Viele Absätze sorgen dafür, dass man immer mal wieder eben eine kurze Pausen machen kann, aber immer auch das Gefühl hat, dass man einen Absatz mehr doch noch schnell schaffen wird, ehe man wegen frühem Aufstehen das Licht löschen muss. Mir ist das gar nicht gelungen.

Das Cover ist ein Hingucker mit den kontrastreichen Farben und außerdem auffallend schlicht gehalten. Ich mag sowas ja. Ich finde, so ein Look passt ideal zu einem Thriller und vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck einer spannenden und düsteren Story zwischen den Deckeln.

Fazit: Wie schon geschrieben ein schwieriges Buch. Atemlos spannend, rasant und schockierend, aber eben auch ärgerlich, für mich schwer vorstellbar und stellenweise auch absolut nervig. Wenn es so gewollt war, dass die Story ein solches Gefühlschaos beim Leser hinterlässt, war das ein Erfolg auf ganzer Linie.


Titel: Denn morgen sind wir tot
Autor: Andreas Götz
Seiten: 368
Verlag: Oetinger Verlag
ISBN: 978-378913617
Preis: 14,99 (Broschiert)

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