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Jan 16

Rezension – Engelmord (Bettina Brömme)

Melina ist auf der Suche nach ihrem Bruder Heiko, seit drei Jahren ist er verschwunden. Auf dem Hof einer religiösen Sekte findet sie ihn wieder, aber er scheint sie nicht mehr zu erkennen. Dann geschieht ein schrecklicher Mord an einer jungen Frau, der Heiko angelastet wird. Denn die Tote war Heikos geheime Freundin – eine verbotene Liebe innerhalb der Sekte. Melina glaubt an die Unschuld ihres Bruders. Doch jemand aus der Gemeinschaft will mit allen Mitteln verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Ich habe noch einige Rezensionen nachzuholen zu Büchern, die ich bereits 2016 gelesen habe. Also fangen wir direkt mit einem davon an. Im Urlaub letztes Jahr haben mich vor allem die Arena Thriller begleitet, von denen ich noch manchen Band ungelesen stehen habe.
„Engelmord“ -das kann ich gleich vorab schon sagen- gehört für mich zu den stärkeren Geschichten aus der Reihe, auch wenn ich auch hier mit gewissen Dingen ein paar Schwierigkeiten hatte. Dazu später.
Alleine dass die Story sich hauptsächlich in der Gemeinschaft einer Sekte abspielt, hat mir auf Anhieb gut gefallen. Das ist einfach mal etwas anderes und einem ganz schön fremd. Und das sorgt dann irgendwie auch dafür, dass die Umstände zB eines Mords anders wirken (können).
Zunächst hat man erstmal genug Gelegenheit, sich mit Melina in der Gemeinschaft ein- und zurechtzufinden. Und schon das Leben und die Lebensweise und Lebensumstände der Gemeinschaft wirken  eher befremdlich. Natürlich, vieles klingt einladend und irgendwie konnte ich ein kleines Stück weit nachvollziehen, was die Menschen dort daran begeistert, doch in erster Linie fand ich es einfach nur schrecklich. Ich habe Melina ehrlich dafür bewundert, wie sie die Sache meistert und damit umgeht. Denn schnell stellt sich heraus, dass diese vemeintlich so ehrenhafte Gemeinschaft allgegenwärtig ist, dass man ihr nicht entkommen kann und dass sie zur Verwirklichung ihres Lebenstraums über Leichen gehen. Zunächst im übetragenen Sinne, später dann auch im buchstäblichen Sinne.
Natürlich eckt Melina häufig an in der Gruppe, was Strafen nach sich zieht. Das sorgt ebenso für Spannung wie auch die Suche nach ihrem Bruder selber und dem Schrecken als sie ihn dann findet. Und natürlich die Frage, ob der Mord tatsächlich auf sein Konto geht.
Die Lage für Meline in der Sekte spitzt sich schnell zu und man hat häufig Gelegenheit, Angst um sie zu haben und an den Fingernägeln zu knabbern, wenn sie eine neuerliche Aktion startet um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, das die Gemeinschaft umgibt. Außerdem habe ich die ganze Zeit gehofft, dass die Mitglieder sie nicht doch auf ihre Seite ziehen.
Das Finale präsentiert sich erstmal höchst dramatisch mit einem Feuer und wartet anschließend mit so mancher Überraschung auf. Einige davon haben mich ehrlich schockiert, weil ich das im Vorfeld nicht habe kommen sehen. Einige waren weniger überraschend, haben mich aber trotzdem wirklich ärgerlich gemacht. So eine heuchlerische Bande aber auch!
Bis hierher klingt das alles ja wirklich prima. Aber eingangs habe ich ja bereits gechrieben, dass ich auch gewisse Probleme mit der Geschichte hatte. Ich konnte nämlich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie sich jemand freiwillig in die Fänge einer Sekte begeben kann. Allgemein nicht, was vermutlich daran liegt, dass mir dieser Grad an Verzweiflung völlig fremd ist (zum Glück!), den es dafür braucht.
Im Falle von Melina aber auch deshalb nicht, weil ihr doch schon nach kurzer Zeit dort klar sein muss, wie man sie dort behandelt, wie man Menschen allgemein dort behandelt. Und dass ihr Bruder sich längst so weit von ihr entfernt hat wie es nur geht! Alleine um ihr eigenes Wohl, hätte ich ihr manches Mal gerne zugerufen, sie solle Bruder Bruder sein lassen und sich dort vom Acker machen. Schließlich ist sie mutig und clever und steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Wie kann so jemand widerum gleichzeitig so dumm sein? Nein, das habe ich nicht verstanden. Und so habe ich mir innerlich alle naselang an die Stirn getippt und mich irgendwie auch geärgert.

Lesen ließ sich „Engelmord“ jedenfalls wie nichts. Melina erzählt sehr lebendig, locker und mit einem Funken bösen, teilweise ein wenig bitteren Humor. Die Kapitel sind teilweise etwas länger, was aber gleichzeitig bedeutet, dass man mit jedem Kapitel auch ein gutes Stück in der Geschichte vorankommt.

Für mich passen weiße Cover ja nicht so wirklich zu einem Thriller. Aber dieses Motiv an sich mag ich schon mit dem Flügelanhänger und dem Hintergrund, der einen gefiederten Engelsflügel zeigt. Trotzdem, etwas düsterer hätte es für mich gern sein dürfen.

Fazit:  Ich konnte die ganze Zeit nicht nachvollziehen, wie man sich freiwillig in eine Sekte begibt. Und wie man all das auf sich nimmt für jemanden, der an einem gar kein Interesse mehr zeigt. Da habe ich mich schon manches Mal geärgert. Allerdings fand ich die Geschichte auch sehr spannend und teilweise wirklich schockierend. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, sich solch ein Leben anzutun und sich davon obendrein noch eine Verbesserung seiner Situation zu versprechen? Schlimm, wenn man sich vorstellt, dass es so etwas tatsächlich gibt. Somit kann ich „Engelmord“ trotz meines durchgängig leichten Ärgers wirklich empfehlen.


Titel: Engelmord
Autor: Bettina Brömme
Seiten: 280
Verlag: Arena Verlag
ISBN: 978-3401069180
Preis: 9,99 (Broschiert)

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