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Mai 22

Rezension – Johnny Sinclair (01) – Beruf: Geisterjäger (Sabine Städing)

Johnny Sinclair ist nicht wie jeder gewöhnliche Junge, denn er kann mit Geistern reden! Als der 12-Jährige einen der legendären sprechenden Schädel findet, kann er sein Glück kaum fassen. Dumm ist nur, dass ihm der Jahrhunderte alte Schädel haushoch überlegen ist und nicht zögert, es bei jeder Gelegenheit zu beweisen. Dabei hat Johnny zurzeit ganz andere Sorgen. Greyman Castle, die Burg, die er bewohnt, wird von Geistern heimgesucht, und auch in Blacktooth, dem nahegelegenen Dorf, gehen seltsame Dinge vor sich. Als Johnny dank des Schädels ein mächtiges magisches Artefakt in die Hände fällt, haben die Geister nichts mehr zu lachen. Und für Johnny ist klar: Er will Geisterjäger werden und dem Bösen den Kampf ansagen! Was er nicht ahnt: Seine Gegner haben ihn längst im Visier.

Von Sabine Ständing kenne ich bereits „Magnolia Steel“ und „Petronella Apfelmus“. Zwei Reihen, die mir sehr gut gefallen. Als ich dann auf Johnny Sinclair aufmerksam wurde, stand fest, dass ich auch ihn kennenlernen würde. Erst recht, nachdem ich irgendwo gelesen hatte, wie sich die eingefleischten Fans von John Sinclair darüber aufregten, dass man ihren Helden so ins Kindische ziehen würde.
Dabei hat Johnny Sinclair gar nicht viel mit John Sinclair zu tun. Er liebt die Romanhefte, er ist sein Held und Vorbild in Sachen Geisterjägerei und er schreibt ihm sogar eMails, doch das war es auch schon. Da ist nichts dran, was John Sinclair irgendwie herabwürdigt, eher ganz im Gegenteil!
Johnny ist ein liebenswerter Kerl, der einem mit seinem Geisterproblem auf der Burg seiner Familie ganz schön leid tun kann. Er fürchtet sich wirklich vor ihnen und hätte sie nur zu gerne aus dem Haus. Doch nicht einmal sein Kindermädchen, eine waschechte Mambo kann ihm dabei wirklich helfen, ausser mit Tipps und Hausmittelchen, die eher weniger wirkungsvoll sind. Ich habe dieser Frau übrigens bis zum Ende nicht recht über den Weg getraut und immer gefürchtet, selbst sie könnte sich gegen Johnny wenden.
Nach einem schaurigen Erlebnis im Moor findet Johnny dort einen alten Totenschädel voller seltsamer Symbole. Er nimmt ihn mit nach Hause und erlebt dort sein Blaues Wunder als der Schädel sich als Erasmus von Rothenburg vorstellt. Erasmus hat eine ganz schön große Klappe, aber irgendwie raufen Johnny und er sich dann doch zusammen. Kann Erasmus Johnny vielleicht dabei helfen, die Geister im Haus loszuwerden?
Es war lustig zu lesen, wie Johnny quasi bei Erasmus in die Lehre zum Geisterjäger geht. Aber er hat unter seiner Anleitung auch so manches unheimliche Abenteuer durchzustehen, was für Spannung und eine dezente Gänsehaut sorgt. Johnny muss schließlich herausfinden, wieso die Geister eigentlich bei ihm hausen. Nur so kann er einen Plan fassen, wie er sie loswerden kann. Einige Ideen dabei sind schon sehr witzig wie Johnnys Salzwasserpistole, andere sind recht klassisch. So muss zB einem Geistermädchen, das fürchtet, es könne in Vergessenheit geraten, eine Rose zur Erinnerung gepflanzt werden. Diese Mischung aus spaßigen und klassischen Methoden ist gut gelungen und hat mich manchmal schmunzeln lassen, manchmal aber auch einfach gerührt.
Neben den Geistern machen auch einige Klassenkameraden Johnny das Leben schwer und lassen sich immer neue Streiche einfallen um ihn zu ärgern und zu blamieren. Es gibt für Johnny also auch ein ganz normales Leben, was mir gut gefallen hat. Ich mag es, wenn bei phantastischen Geschichten immer auch ein Bezug zur Wirklichkeit gegeben ist. Eine wensentlich sympathischere Klassenkameradin hat mir dagegen richtig gut gefallen. Ich hoffe sehr, man wird im Folgeband noch eine ganze Menge über das Gruftimädchen Millie erfahren. Sie und Johnny wären ein tolles Gespann. Zusammen mit Johnnys bestem Freund Russell natürlich, der zwar oft etwas trottlig wirkt, aber eben einfach ein toller Freund ist, der bei diesem Abenteuer über sich hinaus wächst.
So richtig gruselig ist die Geschichte allerdings nicht. Das Buch wird für junge Leser ab 10 Jahren empfohlen und ich kann mir nicht vorstellen, dass es in diesem Alter noch für schlaflose Nächte sorgen wird. Der Gruselfaktor ist absolut kindgerecht und wird vor allem durch Erasmus‘ Großmaul sehr gut aufgelockert. Ein wohliges Schaudern dürfte das einzige sein, wozu Johnnys Hausgeister beim Lesen verleiten und ich denke, mehr möchte die Geschichte auch gar nicht erreichen. Spannend geht es aber in jedem Fall zu, und das soll für die Leserschaft diesen Alters auch unbedingt so sein.

Ich habe mir das Buch auf drei Abende aufgeteilt. Ganz bewusst, um mehr davon zu haben. Ansonsten hätte ich es auch in einem Rutsch lesen können. Es liest sich wunderbar leicht. Zahlreiche und oft sehr witzige Dialoge lockern zusätzlich auf und die Kapitel haben genau die richtige Länge. Da kann man schnell mal noch eines mehr lesen als gedacht. Einfallsreiche Titel machen neugierig und kleine Illustrationen gestalten die Seiten und Kapitelanfänge abwechslungsreich und interessant.

Das Cover gefällt mir sehr gut! Und ja, zugegeben, die Schrift des Titels erinnert nun doch ziemlich an Johnnys großes Vorbild. Ich finde es cool, wie Johnny und sein Ort / die Burg mit dem Totenschädel kombiniert wurden. Als seien die Häuse der Zähne des Schädels. Johnny sieht goldig aus wie er da mit seiner Laterne durch die Düsternis läuft. Genauso habe ich ihn mir beim Lesen vorgestellt. Die Krönung dieses Covers wäre es gewesen, wenn es im Dunkeln geleuchtet hätte. Doch das ist leider nicht der Fall, schade. Vielleicht ist das ja eine Idee für Band 2?

Fazit:  Mir hat Band 1 von Johnny Sinclair sehr gut gefallen! Eine phantasievolle, spannende und kindgerecht schaurige Geschichte, die neben klassischen Geisterideen auch witzige neue Ideen auf Lager hat. Das macht Spass und ist so auch nie wirklich richtig gruselig. Dafür sorgt schon der vorwitzige Schädel namens Erasmus. Aber auch Johnny ist nicht auf den Mund gefallen. Es hat Spass gemacht, mit ihm und Russell Abenteuer zu erleben und gegen Geister zu kämpfen. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung. Und an alle spaßbefreiten John Sinclair – Fans: geht doch heulen!


Titel: Johnny Sinclair (01) – Beruf: Geisterjäger
Autor: Sabine Städing
Seiten: 269
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3833904677
Preis: 12,00 (HC)

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