Mrz 05 2018

[Rezension] Schweigend steht der Wald (Wolfram Fleischhauer)

Es ist kein Zufall, dass es die Forststudentin Anja Grimm zu einem Praktikum in den tiefsten Wald Deutschlands verschlägt: Dort hat sie als Kind Urlaub gemacht, und dort verschwand vor zwanzig Jahren ihr Vater auf einer Wanderung. Bei den Dorfbewohnern läuten die Alarmglocken: Was hat die junge Frau hier zu suchen, nach so langer Zeit? Und was, wenn sie etwas findet – etwas Dunkleres, als jeder Fremde ahnen kann?

Lange wusste ich nicht, was ich von diesem Buch halten sollte und genauso lange bin ich drumherum geschlichen ehe es dann doch ins Regal einzog. Was mich unsicher gemacht hatte, war das „Roman“ auf dem Cover. Der Inhalt klang für mich eher nach einem Krimi, vielleicht sogar mit einem übersinnlichen bis gruseligen Einschlag. Einfach nur ein Roman? Was kann man davon ableiten?
Nachdem ich es gelesen habe, habe ich es für mich unter „Krimi“ einsortiert. Mit einem dezenten Einschlag in Richtung Regionalkrimi, denn die Geschichte spielt in einem bestimmten Landstrich in und nahe eines kleinen Dorfes. Die Menschen dort wirken teilweise seltsam, verschroben, eigenbrötlerisch und man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass sie unter diesem „Filz“ etwas verbergen wollen. Mit allen Mitteln.
Diese Erkenntnis trifft auch die Hauptfigur Anja, eine junge Fortstudentin, die in den Wäldern der Gegend ein Praktikum absolviert. Dass sie ausgerechnet dort eingesetzt ist, hängt damit zusammen, dass in eben diesen Wäldern vor zwanzig Jahren ihr Vater verschwand. Damit hat man direkt eines der Rätsel bei der Hand, die es in der Geschichte zu lösen gilt. Anja macht einige interessante Entdeckungen, die Dorfbewohner machen Bemerkungen und / oder verhalten sich seltsam, sodass man knobeln kann, was damals passiert sein könnte. Mir hat dabei besonders gefallen, wie geheimnisvoll so ein ganz normaler Wald sein kann, wenn er entsprechend gut beschrieben wird. Und wie unheimlich das Dorf und seine Bewohner wirken.
Nach und nach tauchen weitere Hinweise darauf auf, was damals geschah. Viele davon sind einfach nur erschreckend, weil es eben grausame Vorfälle waren. Andere wiederum weisen auf ganz bestimmte Zusammenhänge, Themen und Zeiten hin. Und da war es bei mir kurz vor knapp und nahe dran, das Buch aufzugeben. Es gibt einfach Themen, die habe ich in der Schulzeit bis zum Umfallen immer wieder aufs Brot geschmiert bekommen, über ganze Schuljahre hinweg. Mit diesen Themen kann man mich deshalb bis heute jagen.
Dass ich trotzdem weitergelesen habe, lag vor allem daran, weil ich es unglaublich spannend fand, wie Anja den Sachen auf den Grund geht und kommt. Manches Mal habe ich sie für ihren Mut bewundert und auch dafür, was sie aus der Natur im Wald ableiten kann. Und sie ist hartnäckig und nimmt es mit den verbohrten Dörflern auf. Das fand ich bemerkenswert. Mehr aber auch nicht, das muss ich dazu sagen. Richtig Freund bin ich mit Anja nicht geworden. Schon lange nicht ab dem Punkt, an dem sie jagen geht und Freude daran hat. Tut mir leid, aber solche Menschen sind bei mir unten durch.
Zweitens hat mich die ganze Atmosphäre bei Laune gehalten. So geheimnisvoll, so rätselhaft und oft auch richtig schön finster. Gruselig war es zwar nicht, zumindest nicht im übersinnlichen Sinne, aber ab und zu schaudert man doch.
Ein wenig Interesse an den Themen Wald, Natur, Pflanzen, Forstwirtschaft und dem Kartieren sollte man für das Buch mitbringen. Vor allem für das Kartieren! Das ist scheinbar das Lieblingswort des Autors, so oft wie er es verwendet. Bei mir ist das Interesse nicht allzu ausgeprägt gewesen, vieles kannte ich nicht mal, aber das Buch hat mir diese Themen doch schnell schmackhaft gemacht.

Die Geschichte hat viele Passagen ohne jeden Dialog. Das ist regulär nicht mein Fall, denn das wirkt schon optisch so massiv, dass mir jede Lust darauf vergeht. Hier ging es damit aber zum Glück ganz gut, denn die Erzählweise ist angenehm locker. Locker im Sinne von leicht zu lesen. Und wenn wieder ein längerer Abschnitt mit Dialogen kam, habe ich mich gefreut, denn dann ging es noch fixer mit dem Lesen. Die Kapitel sind nicht kurz, aber auch nicht zu lang. Eben eine gute Mitte, mit der man je Kapitel ein gutes Stück in der Geschichte voran kommt.

Irgendwie mag ich das Cover. Es hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich habe übrigens tatsächlich die oben gezeigte Version, das Hardcover. Das Taschenbuch hat ein sehr ähnliches Cover, wirkt aber in Schwarzweiß nicht so gut, wie ich finde. Das Türkis lenkt sofort den Blick auf sich und auch wenn man es im oberen Teil nicht erkennt, im unteren wird doch deutlich, dass ein Wald gezeigt wird.

Fazit: Für mich ist „Schweigend steht der Wald“ ein Krimi mit leichtem Einschlag Richtung Regionalkrimi. Ich fand die Geschichte spannend mit einem wunderbar düsteren Touch, der einen schon mal schaudern lässt.  Vor allem dieses Verschworene im Dorf, diese „Filz“. Sowas ist mir immer unheimlich. Die Hintergründe des Geschehens waren -von der Zeit her, in der sie sich abspielen- allerdings nicht mein Fall und mit Anja bin ich nicht sonderlich gut Freund geworden. Es reichte aber um sie gerne bei ihren Nachforschungen zu begleiten. Ein wenig Interesse am Wald, der Natur usw kann für das Buch nicht schaden.

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Titel:  Schweigend steht der Wald
Autor: Wolfram Fleischhauer
Seiten:  384
Verlag: Droemer-Knaur
ISBN: 978-3-426-19854-4 (HC) / 978-3426304105 (TB)
Preis:  9,99 (TB)

 

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