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Dez 14

Rezension – Eleanor & Park (Rainbow Rowell)

Sie sind beide Außenseiter, aber grundverschieden: Die pummelige Eleanor und der gut aussehende, aber zurückhaltende Park. Als er ihr im Schulbus den Platz neben sich frei macht, halten sie wenig voneinander. Park liest demonstrativ und Eleanor ist froh, ignoriert zu werden. In der Schule ist sie das Opfer übler Mobbing-Attacken und zu Hause hat sie mit vier Geschwistern und einem tyrannischen Stiefvater nur Ärger. Doch als sie beginnt, Parks Comics mitzulesen, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden. Zögerlich tauschen sie Kassetten, Meinungen und Vorlieben aus. Dass sie sich ineinander verlieben, scheint unmöglich. Doch ihre Annäherung gehört zum Intensivsten, was man über die erste Liebe lesen kann.

Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld so viel Gutes gelesen, dass ich dann irgendwie doch nicht herumkam. Ich freute mich auf eine schöne Liebesgeschichte um zwei leicht verquere Teenager, mit allen Freuden und Schwierigkeiten, die zur ersten großen Liebe eben dazu gehören.
Als erstes überraschte die Geschichte mich damit, dass sie in den 80er-Jahren spielt. Das hat mich nicht weiter geschreckt, denn dieses Jahrzehnt wird wohl immer mein Lieblingsjahrzehnt sein. Außerdem lese ich keine Geschichten, die weiter in der Vergangenheit spielen. Somit hat „Eleanor & Park“ er gerade noch geschafft. Ich denke, die Geschichte braucht diese Zeit um zu funktionieren. Vieles darin wäre heute undenkbar bzw erheblich leichter. Heute muss man nicht mehr am Festnetz auf einen Anruf warten, man ist per Handy jederzeit in Kontakt. Und wer tauscht heute noch Musikkassetten aus. Man tauscht ja nicht mal mehr CDs aus, weil man im Internet jederzeit fast alles anhören kann. Doch aus diesen Details -von denen es noch einige mehr gibt- zieht die Geschichte ihren Reiz, ihr Flair und natürlich auch einen Gutteil ihrer Spannung.
Doch so gut das bisher auch alles klingen mag, ich kann mich dem Lobgesang auf „Eleanor & Park“ nicht anschließen. Der wesentliche Grund dafür ist Eleanor selber. Mir ging dieses Mädchen die meiste Zeit tierisch auf den Keks mit ihren Launen, ihrer Sprunghaftigkeit, dem „ich möchte ja so gerne, aber ich kann nicht“, der mehr als verqueren Denkweise und dem Talent, aus jeder Mücke eine Elefantenherde machen zu können. Problematische familiäre Situation hin oder her, mir fällt es schwer, mir vorzustellen, dass ein verliebtes Mädchen in Eleanors Alter sich so verhält. Ich hätte sie manches Mal gerne geschüttelt und gefragt, ob sie überhaupt weiß, was sie eigentlich will.
Mit Park bin ich dagegen besser klargekommen. Das bedeutet allerdings auch, dass ich mich oft gefragt habe, wie er das mit Eleanor so aushält. Er wirkt nämlich durchaus ganz cool (auch wenn er an der Schule ein Außenseiter ist) und ich konnte mir gut vorstellen, dass er auch ein anderes, etwas einfachere Mädel hätte abkriegen können. Eleanors Familie kann man nicht mögen, sie kann einem teilweise nur leidtun, aber Parks Familie mochte ich irgendwie wirklich. Seine Mutter ist zwar auch nicht so einfach, aber sie gibt sich Mühe. Und sein Vater ist zwar streng, aber er hat Verstand und weiß seinem Sohn zu begegnen.
Von Romantik ist leider kaum etwas zu spüren. So blumig Eleanor und Park von einander auch sprechen, so richtig kribbelige Szenen gibt es kaum. Das erwarte ich aber nun mal von einer Lovestory. Das gehört irgendwie dazu, selbst wenn die Figuren es noch so schwer haben. Aber ich sehe schon ein, mit einer so verkorksten Figur wie Eleanor ist das höllisch  schwierig. Enttäuscht war ich trotzdem.

Ich habe das Buch als eBook gelesen und obwohl der Reader immer genauso griffbereit liegt wie ein richtiges Buch, lag er oft wochenlang unangetastet da. Ich hatte sehr schnell kaum noch Lust auf die Geschichte, weil mich Eleanor so nervte. Und das wirkt sich eben auch auf mein Lesetempo aus. Da helfen auch die recht kurzen Kapitel und der abwechselnde Blickwinkel nichts. Sonst spornt mich dieser Stil an, hier traf das nicht zu. Und jugendlich klang die Story für mich auch nicht. Oft habe ich kaum glauben können, dass da zwei Teenager erzählen.

Das Cover gefällt mir teilweise ganz gut. Ich mag die rückwärtige Ansicht von Eleanor und Park. Das ist mal etwas anderes. Genauso wie der gezeichnete Stil zu Zeiten, in denen Buchcover gerne schon wie Fotos aussehen. Außerdem finde ich die Idee mit dem Walkmankabel toll, dass das „&“ im Titel bildet. Dagegen mag ich die Farbe rundherum überhaupt nicht. Sie wirkt völlig nichtssagend auf mich.

Fazit:  Ich kann den Hype um dieses Buch leider nicht nachvollziehen und / oder teilen. Mich hat Eleanor mir ihrem verqueren Wesen so genervt, dass mir Park schnell einfach nur noch leid tat. Von Romantik ist kaum eine Spur zu bemerken, doch die gehört für mich -trotz aller Schwierigkeiten der Charaktere- einfach zu einer Liebesgeschichte dazu.So gab es nichts, was mich zum Weiterlesen ermunter hätte. Ich habe das Buch nur beendet, weil ich so ungerne Bücher abbreche.


Titel: Eleanor & Park
Autor: Rainbow Rowell
Seiten: 368
Verlag: Carl Hanser Verlag
ISBN: 978-3446247406
Preis: 16,90 (HC)

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