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Dez 20

Rezension – Amy & Matthew – Was ist schon normal? (Cammie McGovern)

Die 17-jährige Amy ist ein besonderes Mädchen. Sie kann nicht sprechen und nicht ohne Hilfe laufen. Aber sie ist unglaublich klug und wahnsinnig hübsch – zumindest in den Augen ihres Klassenkameraden Matthew, der auch nicht so ist wie die anderen. Vor allem mit Nähe hat Matthew ein Problem. Doch genau die sucht Amy, die genug davon hat, wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Im letzten Jahr der Highschool beschließt sie, dass das Leben jetzt beginnen muss. Und sie verliebt sich in den sensiblen Matthew. Dann aber begeht sie auf dem Abschlussball einen verhängnisvollen Fehler und verletzt Matthew zutiefst. Wird er ihr verzeihen?

Auf dieses Buch bin ich -mal wieder- durch das Cover aufmerksam geworden, das mir sehr gut gefällt und mich sofort neugierig gemacht hat. Ich mag eine Lovestory so zwischendurch ganz gerne mal. Und nach der Pleite mir „Eleanor & Park“ hoffte ich, dass Amy und Matthew es besser machen würden.
Lange Zeit tun sie das auch. Erst einmal lernt man beide gut kennen. Mit Amy schickt Cammie McGovern eine Figur ins Rennen, die alles andere als gewöhnlich ist. Amy ist zwar klug, witzig und hübsch, aber sie hat auch eine ziemlich starke Behinderung. Solch eine Figur ist mir selten in einem (Jugend)buch begegnet und ich dachte erst, dass es mir schwer fallen würde, mich mit ihr anzufreunden.
Glücklicherweise war das dann doch nicht der Fall. Amy weiß mit ihrer Cleverness, ihrem Mut und ihrem Humor bestens von ihrer Behinderung aubzulenken.Würde nicht regelmäßig ihr Sprachcomputer erwähnt oder ihr Aussehen bzw ihre körperlichen Defizite erwähnt, könnte man sie komplett vergessen. Teilweise ist mir das auch wirklich passiert, so normal wirkte Amy auf mich.
Auch Matthew mochte ich schnell. Und das, obwohl ich zu seinen Problemen weit weniger leicht Zugang fand. Er hat ein paar Eigenarten, die man als nicht Betroffener schnell mit „Lass das doch einfach sein, ist doch völlig unnötig!“ abtut. Ich musste mich ehrlich anstrengen, mir vorzustellen, dass solche Eigenarten einen Menschen dermaßen einschränken und verändern können. Aber auch Matthew ist auf seine Art klug und vernünftig, weshalb ich ihn doch wirklich gerne mochte.
Es hat mir Spass gemacht zu verfolgen, wie die beiden sich anfreunden und wie sich nach und nach etwas mehr daraus entwickelt. Für Spannung sorgte natürlich die Frage, ob solch eine Liebe möglich sein würde. Ich habe es sehr für die beiden gehofft und speziell Amys Mutter so manches Mal von Herzen verflucht.
Doch eine solche Geschichte hat immer auch einen großen Wendepunkt. Ein Ereignis, das jegliche Chance auf en Happy-End zunichte zu machen scheint. Da bildet auch „Amy & Matthew“ keine Ausnahme.
Erst läuft auf dem Schulball alles schief, doch kurz darauf muss man erkennen, dass die Talfahrt der Beziehung zwischen den beiden noch heftiger wird. Und genau da gab es bei mir leider einen Moment bzw ein Ereignis, dass meinem guten Eindruck von der Geschichte einen gehörigen Dämpfer verpasst hat. Ich werde hier nichts Genaues daürber verraten. Nur so viel: Amy ist so ein intelligentes Mädchen und dann lässt sie sich blindlings auf so etwas ein, offenbar ohne jeden Gedanken daran, welche Konsequenzen das nach sich ziehen kann? Das kann man einfach niemandem weismachen. Ich bin aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr rausgekommen. Bei aller Rebellion, so dumm kann jemand wie Amy unmöglich sein. Es hat mich geärgert, dass man mir das nun verkaufen wollte.
Im weiteren Verlauf der Geschichte spürt man dann wieder, dass Amy und Matthew reifer geworden sind. Von der jugendlichen Art anfangs ist nicht viel geblieben. Sie wirken erwachsener und irgendwie habe ich dann doch wieder für sie gehofft.
Das Ende selbst ist konsequent und realistisch, was mir immer gefällt. So sehr man sich oft das besagte Happy-End wünscht, nicht jedem ist es gegönnt. Oder aber es sieht ganz anders aus als man immer dachte und hoffte. Wie das bei Amy und Matthews ist, müsst ihr dann selber lesen.

Das Buch lässt sich gut und flott lesen. Dafür sorgt der wechselnde Blickwinkel genauso wie die gelegentlichen Unterhaltungen per eMail oder SMS. Das lockert immer gut auf und wirkt jugendlich und modern. So kam es, dass ich das Buch recht fix durch hatte, obwohl mir Bücher als eBook immer ein wenig länger vorkommen als gedruckte Bücher. Bei dieser Geschichte lag der Reader keinen einzigen Abend unangetastet auf dem Tisch.

Das Cover hat mir auf Anhieb gefallen. Ich mag die hellen und fröhlichen Farben sehr gerne. Von den beiden Personen sieht man wenig. Und genau das macht einen neugierig. Hinzu kommt noch, dass ich es meist wirklcih witzig finde, wenn ein Typ seine Freundin im Spass so schultert.

Fazit:  Lange Zeit hat mich die Geschichte wirklich begeistert. Es ist beeindruckend, wie gut es ihr gelingt, zwei solch schwierige Charaktere so normal wirken zu lassen. Ich habe wirklich für die beiden gehofft. Dann allerdings kam der große Wendepunkt, den ich der Story schlichtweg nicht abgenommen habe. Amy ist so intelligent und plötzlich soll sie dermaßen dumm handeln? Das konnte ich nicht glauben und ich habe mich geärgert, dass man mir sowas als glaubhaft verkaufen wollte. Das Ende ging für mich dann wieder in Ordnung. Doch der Ärger hat Spuren hinterlassen, wenn ich das Buch zurückdenke.


Titel: Amy & Matthew
Autor: Cammie McGovern
Seiten: 352
Verlag: Heyne fliegt
ISBN: 978-3453269163
Preis: 14,99  (HC)

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