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Mrz 19

Rezension – Ins Nordlicht blicken (Cornelia Franz)

Grönland im Jahr 2020: Eine immer grüner werdende Insel, das ewige Eis dramatisch geschmolzen. Der junge Bildhauer Jonathan Querido macht sich von Deutschland auf in seine alte Heimat – und muss sich dabei seinem eigenen dunklen Geheimnis stellen. Das, was damals vor neun Jahren passiert ist und zum Bruch mit seinem alten Leben führte, lässt noch heute Panik in ihm aufkommen. Was ist aus seinem Vater, seinen alten Freunden und seiner ersten Liebe Maalia geworden, nachdem ihn alle für vermisst und tot erklärt hatten? Was ist damals wirklich geschehen, auf dem Kreuzfahrtschiff MS Alaska von Grönland nach Hamburg?

Dieses Buch war eine echte Überraschung! Das Cover sprach mich sofort an, aber aus dem Klappentext wurde ich nicht so richtig schlau. Irgendwie konnte ich davon nicht ableiten, in welche Richtung die Geschichte gehen würde: Krimi, Thriller, Lovestory, eine weitere Zukunftsvision oder doch etwas ganz anderes? Ich war daher auch ganz schön verunsichert, ob es was für mich sein würde. Am meisten hoffte ich, hier einen Krimi anzutreffen.
Auf seine ganz eigene Art ist es das auch! Genau wie es auch eine Liebesgeschichte ist und etwas noch ganz anderes.
Die Geschichte teilt sich in zwei Handlungsstränge auf. Da ist einmal der jungen Bildhauer Jonathan, der im Jahre 2020 mit dem Schiff nach Grönland reist um seiner Vergangenheit nachzuspüren. Und da ist Pakku, der neun Jahre zuvor in Grönland lebte, gemeinsam mit seinem alkoholkranken Vater, und dort ein alles andere als schönes Leben hatte.
Beide Handlungsstränge sind auf ihre Art spannend und interessant. Bisher hatte mich Grönland nicht so wirklich interessiert und entsprechend wusste ich auch so gut wie nichts über dieses Land. Sehr kalt, das wusste ich, und damit schon defintiv nicht mein Land 😉 Hier habe ich nun mehr über Grönland erfahren und weiß nun, dass es sicher auch sehr schöne Ecken hat, die man mal gesehen haben sollte ehe es sie so nicht mehr gibt. Denn im Jahre 2020 ist Dank der Erderwärmung Grönland längst nicht mehr so, wie Pakku es noch 2011 kannte. Insofern kann man die Geschichte schon auch als Blick in die Zukunft bezeichnen. Außerdem bekommt man einen Blick auf das Leben der Menschen heute dort gewährt, und das ist teilweise doch ganz schön erschreckend. Das hätte ich so niemals vermutet!
Jonathans Suche nach seiner Vergangenheit, nach seinen Wurzeln ist spannend wie ein Krimi. Das habe ich allerdings erst so empfunden, nachdem ich mich damit abgefunden hatte, hier keinen Krimi im klassischen Sinne zu lesen. Das hatte mich erst ziemlich enttäuscht, aber wenn man sich auf die Handlung wie sie ist einlässt, dann wird man mangelnden Spannung beim besten Willen nicht beklagen können. Ich habe Jonathan gerne begleitet und einige seine Entdeckungen haben mich ganz schön betroffen gemacht. Ich fand aber auch Pakkus Entwicklung spannend. Ich konnte mich so gut in seine Unzufriedenheit hineinversetzen als ich las, welches Leben er führt! Seine Entscheidung zur Flucht, die von diesen Umständen herrührt, konnte ich daher gut nachvollziehen. Und diese Flucht selber bringt nochmal so viele Gefahren mit sich, dass man um ein gelegentliches Nägelknabbern nicht herumkommt.
Und auch ein Funken Liebesgeschichte kann man „Ins Nordlicht blicken“ guten Gewissens bescheinigen. Keine romantische, kitschige Liebesgeschichte, das würde der Geschichte nicht stehen. Sie ist aus vielerlei Gründen, die man nicht in jedem Liebesroman antrifft, etwas ganz Spezielles.
Welche Verbindung zwischen Jonathan und Pakku besteht, das verrate ich hier jetzt mal nicht (falls es sich irgendwer noch nicht denken kann ;)). Denn es ist genau diese Verbindung, die die Geschichte so reizvoll macht, die ständige Frage: wie konnte es dazu kommen?

„Ins Nordlicht blicken“ ist kein Buch, das sich im Nullkommanichts runterlesen lässt. Jedenfalls habe ich dafür länger gebraucht als für andere Bücher mit dieser Seitenanzahl. Das lag nicht am Schreibstil, denn der ist sehr flüssig. Die Geschichte ist auch nicht sonderlich komplex und die Kapitel haben eine schöne Länge. Das lag hauptsächlich daran, dass es häufig auch längere erklärende und erzählenden Passagen gibt. Die lesen sich nun mal nicht so flott wie Dialoge. Und manches, was man da liest, das muss man auch mal erst sacken lassen ehe man weiterliest. Diese Zeit habe ich dem Buch aber gerne eingeräumt und rate deshalb auch dringend dazu. Es lohnt sich!

Wie schon gesagt war ich als erstes vom Cover begeistert! Diese schönen Farben! Ich bin ja ein Fan von Blau und Lichtspielereien wie hier. Der Blick auf den dargestellten Teil der Erde hat außerdem neugierig gemacht, denn ich hatte so überhaupt keine Idee, was ich da eiegentlich sehe.

Fazit: Nachdem ich meine Enttäuschung, dass es kein Krimi im klassischen Sinne ist, überwunden und mich auf die Geschichte eingelassen hatte, war ich sehr davon angetan. Auch wenn es kein Krimi ist, ist „Ins Nordlicht blicken“ doch sehr spannend und gewährt einen Blick auf ein Land und seine Menschen, mit denen zumindest ich mich bisher nicht befasst hatte. Das war so ausgesprochen interessant und es ist mir einige Male wirklich schwer gefallen das Buch nach dem berühmten „Ach komm, ein Kapitel nur noch, ist schon spät!“ wieder aus der Hand zu legen.

Danke an den dtv für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Titel:  Ins Nordlicht blicken
Autor: Cornelia Franz
Seiten:  240
Verlag: dtv
ISBN: 978-3423249393
Preis:  12,90 (broschiert)

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