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Apr 26

Rezension – So finster, so kalt (Diana Menschig)

Als Merle Hänssler nach dem Tod ihrer Großmutter in deren einsam gelegenes Haus im Schwarzwald zurückkehrt, findet sie im Nachlass ein altes Dokument. Darin berichtet ein gewisser Johannes, der Ende des 16. Jahrhunderts im Haus lebte, über merkwürdige Geschehnisse rund um seine Schwester Greta. Merle tut diese Geschichte zunächst als Aberglaube ab. Doch dann passieren im Dorf immer mehr unerklärliche Dinge: Kinder verschwinden, und auch das alte Haus selbst scheint ein seltsames Eigenleben zu entwickeln. Langsam, aber sicher beginnt Merle sich zu fragen, ob an Johannes’ Erzählung mehr dran ist, als sie wahrhaben wollte.

Mit diesem Buch habe ich eine Überraschung erlebt, die mich kalt erwischt hat. Der Klappentext klang sehr interessant und auf dem Cover steht lediglich „Roman“. Anhand dieser Kombination hätte ich nie darauf getippt, dass sich eine Fantasygeschichte zwischen den Deckeln verbirgt. Entsprechend groß war mein Erstaunen auf der Lesung. Zumal Fantasy nicht mein liebstes Genre ist. Doch so leicht lasse ich mich nicht abschrecken. Ab und zu klappt es schließlich auch mit der Fantasy und mir.
Das Buch beginnt ungewöhnlich mit einem Auszug aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ und einen Rezpt für Lebkuchenmännlein (ich konnte mich die ganze Geschichte nicht mit den „Männlein“ anfreunden. Für mich heißt das „Lebkuchenmännchen“. Das ist regional scheinbar sehr verschieden.) Anschließend lernt man Merle kennen, und ich stellte fest, dass weibliche und erwachsene Hauptfiguren etwas sind, an das ich mich erst gewöhnen musste. Dafür bin ich wohl zu oft im Jugendbuchbereich unterwegs. Merle wurde mir aber leicht sympathisch. Ich mochte ihre direkte und selbstbewusste Art und die realistische Sichtweise, wodurch Übersinnliches bei ihr zunächst überhaupt keine Chance hat.
Kaum macht die Nachricht vom Tod von Merles Großmutter die Runde, werden bereits die ersten verdächtigen Bemerkungen laut. Beispielsweise, dass man das alte Haus der Großmutter nicht alleine lassen dürfe! Ein Haus? Das klingt seltsam, geradezu bedrohlich. Als ginge von dem Haus eine Gefahr aus! Das hat mich dann schon neugierig gemacht.
Merles erste Nachforschungen rund um ihre Großmutter, das Haus und das Dorf fand ich ganz spannend. Auch wenn Merle es nicht wahrhaben will, so spürt man recht schnell, dass es mit diesem Haus tatsächlich etwas Besonderes auf sich hat. Außerdem kommen Begebenheiten aus der Vergangenheit ans Tageslicht, die einen durchaus schaudern lassen. Das verstärkt sich dann nochmal, als auch im Hier und Heute Kinder aus dem Dorf verschwinden, und selbst bei großangelegte Suchaktionen nicht aufgefunden werden.
In der Geschichte gibt es regelmäßig Kapitel, die weit in der Vergangenheit spielen. So um Fünfzehn-, Sechzehnhundert herum. Sie drehen sich um Hans, dessen Leben -dem Märchen „Hänsel und Gretel“ gemäß- schon recht unerfreulich begann. Doch das Unglück seiner Kindheit verfolgt ihn bis ins Erwachsenenalter hinein und bringt so manch schaurige Ereignisse mit sich.
Ich habe durch diese Kapitel schnell versucht, Zusammenhänge mit dem Geschehen im Dorf im Heute herzustellen. Als Leser ist man Merle da ein Stückweit voraus. Sowas macht mir normalerweise immer Spass, allerdings stand mir hier dabei meine Abneigung gegenüber allem von anno Schnuff im Wege. Mir liegen Geschichten einfach nicht, die so weit in der Vergangenheit spielen. Daher war es nicht ganz so vergnüglich wie es bei Krimis oft ist. Nichtsdetotrotz ist es natürlich eine klasse Idee, Hänsels Leben auch nach dem Knusperhäuschen näher zu beleuchten. Man kennt es ja sonst nur bis zu diesem Punkt bzw kurz danach. Obendrein sorgt es noch für manche gruselige Szene!
Das Ende schöpft fantasymäßig dann aus dem Vollen. Kinder pflücken quasi. Mir ging das schon wieder eine Spur zu weit in Sachen Fantasy, aber wer Fan dieses Genres ist, der dürfte sich bestens unterhalten fühlen. Eine tolle Idee ist es ja, daran gibt es keinen Zweifel.

Dadurch dass die Kapitel bei Hans nicht so mein Fall waren, zogen sich diese Teile für mich ziemlich. Das hat meinen Lesefluss oft ausgebremst und ich habe an einem Abend nicht so viel gelesen wie ich hätte lesen können, wenn die Handlung stets bei Merle geblieben wäre. Die Kapitel mit Merle dagegen lasen sich flüssig und vergnüglich. Diesen Teil habe ich gerne gelesen.

Vom Cover war ich auf den ersten Blick angetan. So schön düster und geheimnisvoll mit dem Häuschen dort im Wald und der nebligen Szenerie. Das verheißt eine spannende und schaurig-schöne Geschichte. Das beleuchtete Fenster lässt vermuten, dass dort jemand wohnt, und ich war sofort neugierig, wer das sein könnte.

Fazit:  Dass „So finster, so kalt“ eine Fantasygeschichte ist, hat mir ziemlich überrascht. Fantasy ist nicht gerade mein Genre. Das habe ich auch hier wieder gemerkt. Dennoch fand ich die Geschichte spannend und sie hat ihre gruseligen Momente. Zudem ist es generell eine klasse Idee, ein Märchen in solch einer Story nochmal aufzubereiten und mit allerlei Grauen anzureichen. Wer also mit Fantasy mehr anfangen kann als ich, der dürfte von dem Buch restlos begeistert sein. Von mir gibts wegen der Fantasyelemente einen Punkt Abzug.


Titel: So finster, so kalt
Autor: Diana Menschig
Seiten: 384
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3426514931
Preis: 8,99 (TB)

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