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Jun 19

Rezension – Das Mädchen, das die Finsternis sieht (Jill Taynor)

maedchenfinsterDie 8-jährige Charlene zeichnet Bilder. Nichts Außergewöhnliches für ein Mädchen in ihrem Alter. Nur dass ihre Zeichnungen Abbilder grauenhafter Morde an Kindern sind, die in New York begangen werden.

ER hat es wieder getan. Wieder und wieder. ER liebt es, sie schreien zu hören. ER ist dem New York Police Department immer einen Schritt voraus, und niemand wird ihn je aufhalten können.

Bei diesem eBook war es ganz klar das Cover, das mich sofort angesprochen hat. Ich finde die Kleine ziemlich schaurig und es hat mich sofort interessiert, was es heißt, dass sie die Finsternis sieht.
Es heißt, dass die kleine Charlene immer in sich gekehrter wird und Bilder malt, die einem eine Gänsehaut bereiten. Jedenfalls ihrer Mutter und wenig später auch den Polizisten, die mit einem Fall um seinen Kindermörder auf der Stelle treten.
An der Story gibt es an sich wenig auszusetzen. Ein Kindermörder ist immer ein ziemlicher Garant für eine spannende und schaurige Geschichte. Dass Charlene Abbilder der Morde malt, ist ebenfalls nicht ohne. Und gemeinsam mit der Polizei habe ich lange Zeit genkobelt, wer der Mörder sein könnte. An so etwas habe ich immer meinen Spass und es hat hier eine Weile gedauert, bis ich mir sicher war, wer der Täter ist. Als Belohnung lag ich dann auch richtig. Es gibt nämlich nicht nur einen Verdächtigen. Außerdem wollte in unbedingt wissen, was Charlenes Mutter aus ihrem miesen Leben macht. Ich habe wirklich den Kopf darüber geschüttelt, wie lange und geduldig ihren Ehemann erträgt. Zum Glück erledigen sich einige Probleme in Thrillern ganz von alleine…
Ein paar Kapitel und Abschnitte sind aus Sicht des Mörders erzählt. So etwas bringt immer einen gewissen Pfiff in Geschichten, zumal man damit erstens den Ermittlern oft ein Stück voraus ist, zweitens aber auch, weil sie einem beim Mitknobeln helfen.
Der einzige inhaltliche Knackpunkt war für mich, wie New York beschrieben wird. Wie der hinterletzte Slum, der nur von Mord und anderen Verbrechen regiert wird. Der schiere Sumpf des Verbrechens quasi. Ich arbeite nicht bei der Polizei in New York, daher kann ich nicht sagen, ob das stimmt, aber hier wird in dieser Hinsicht dermaßen dick aufgetragen, dass man es schlichtweg nicht glauben kann.

So gut das bis hierher alles klingt, es gibt aber einen Haken an der Geschichte, der sie mir ziemlich verleidet hat, und das ist der Schreibstil. Das beginnt schon damit, dass der Killer natürlich erstmal keinen Namen hat. Es heißt immer „er lief“, „er musste zugeben“ usw. Dabei wird das ER stets groß geschrieben. Ja, der Killer ist eine zentrale Figur, aber das weiß man auch ohne Großschreibung. Außerdem lese ich ein groß geschriebenes „ER“ mit einer anderen Betonung als ein normal klein geschriebenes „er“. Und diese besondere Betonung passt selten zum Ton des restlichen Satzes. So lasen diese Sätze sich für mich sehr holprig. Übrigens wird es auch ER geschrieben, wenn zB die Polzisten über den Killer sprechen, was ich total unpassend fand.
Dazu kommen noch eine Menge sehr unbeholfen klingender Formulierungen. Mein „Liebling“ dabei ist „Sie nahm das Telefon in die Hand.“ An einer anderen Stelle griff sie zum Telefonhörer, was für mich deutlich besser klang. „Sie machte eine Geste“ fand ich auch sehr hölzern. Überhaupt „machen“ die Charaktere hier Vieles. Genauso recherchiert Polizisten Karen ständig. Nämlich immer, wenn sie sich an ihren Schreibtisch setzt. Und wenn sie nicht recherchiert, dann geht sie irgendwelche Fälle und Erkenntnisse durch. Und für mich hängen Indizien auch nicht einfach an einer Stellwand. Da hängen höchstens Zettel mit Bildern oder Notzigen zu Indizien.
Nein, sprachlich konnte mich die Geschichte gar nicht überzeugen und das hat sie mir letztlich auch verleidet

Das Cover gefällt mir, wie ich oben bereits geschrieben habe. Die zusammengekauerte Mädchengestalt mit den finsteren Augenhöhlen hat etwas wirklich Schauriges an sich. Ich wollte ihr nicht gegenüberstehen.

Fazit:  Der Fall für Detective Shields und ihre Kollegen geht völlig in Ordnung. Ein Kindermörder ist meist ein Garant für spannende und schaurige Thriller. Und ich habe auch eine ganze Weile geknobelt bis ich den Täter entlarvt hatte. Ich wäre also rundum zufrieden, wenn nicht dieser unbeholfene und schlichte Schreibstil wäre. Manche Formulierung tat mir richtig weh. Da sich das so durch die gesamte Story zieht, hat es mir die Geschichte leider komplett verleidet.


Titel: Das Mädchen, das die Finsternis sieht
Autor: Jill Taynor
Seiten: 73 (gedruckt, geschätzt)
Format: Kindle Edition
ASIN: B00K08TJZE
Preis: 0,89 (eBook)

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