Mrz 08 2018

[Rezension] Rockoholic (C. J. Skuse)

Kreisch! Jodys Lieblingsband ist in der Stadt. Klar, dass sie schon 14 Stunden vor Konzertbeginn da ist. Denn sie muss unbedingt ganz vorne stehen. Es geht schließlich um Jackson, den tollsten aller Leadsänger. Allerdings ist Jody nicht die Einzige und in dem ganzen Gedränge und Geschubse kippt sie einfach um, knallt auf den Boden und anstatt vor der Bühne zu stehen, wacht sie Backstage auf einer Liege auf. Schlimmer kann es nicht werden. Außer – man entführt einen Rockstar, versteckt ihn in der Garage und versucht so zu tun, als habe man alles im Griff.

Zugegeben, aus dem Alter, in dem man so sehr für einen Musikstar schwärmt wie Jody es tut, bin ich schon ein paar Jährchen lang heraus. Trotzdem klang der Klappentext irgendwie so herrlich schräg, verrückt und turbulent, dass ich der Geschichte gerne ihre Chance gegeben habe.
Sie beginnt sehr eindrucksvoll mit der Beerdigungsfeier von Jodys Opa, die Jodys Meinung nach überhaupt nicht so ist, wie ihr Großvater es sich gewünscht hätte. Also mischt sie die Gesellschaft ordentlich auf und als Leser bekommt man damit gleich den richtigen Eindruck von Jody vermittelt. Sie ist ein Chaot, neigt zu verrückten Aktionen und liebt neben ihrem Opa vor allem den Sänger (Jackson) ihrer Lieblingsband von ganzem Herzen.  Ich mochte Jody wirklich gerne und obwohl ich mehr als doppelt so alt bin wie sie, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen und mit ihr fühlen.  So konnte ich dann auch ein bisschen nachvollziehen, dass sie 14 Stunden vor dem Konzert bereits an der Halle steht und auf Einlass wartet. Sie hat einfach einen Hang zu extremen Situationen und Aktionen.
Von da an dreht die Geschichte auf. Bereits vor der Halle geht es ordentlich rund und leicht hat Jody es nicht. Beim Konzert geht es (leider) genauso weiter und als sie sich dann backstage auf der Krankenstation wiederfindet, tat sie mir schon leid. Doch dann taucht die Band dort auf, natürlich auch Jackson, und aus einer völlig absurden Situation heraus ist Jody plötzlich Entführer und Jackson ihr Opfer. Und damit ihr niemand auf die Schliche kommt, versteckt sie ihn kurzerhand in ihrer Garage. Wie realistisch das alles ist, darf man sich an diesem Punkt einfach nicht fragen.
Wer nun denkt, es kann nicht verrückter kommen, der irrt! Denn es ist wahrlich nicht leicht, einen Rockstar zu verstecken! Rockstars haben nämlich gewisse Angewohnheiten und Jody sieht Jackson binnen weniger Stunden ganz anders als noch vor dem Konzert. Ganz ehrlich, das halte ich nun wieder für eine Ecke glaubhafter und vielleicht ist es so auch eine Botschaft an die jugendliche Leserschaft: es ist längst nicht alles Gold, was auf den Bühnen glänzt! Ich muss sagen, ich habe Jody und ihren Freund Mac, der ihr während der Zeit mit Jackson immer wieder weiterhilft, sowas von bewundert. Was sie sich von Jackson bieten lassen und was sie für den Kerl alles auf sich nehmen, das geht auf keine Kuhhaut. Bei mir wäre der in der Garage versauert, aber echt! Oder ich hätte freiwillig die Polizei geholt und mich als vermeintlicher „Entführer“ gestellt.
Irgendwann sind die drei über den berühmten Berg, doch einfacher wird es dadurch immer noch nicht. Denn Jackson hat eine ganz spezielle Vorstellung sein weiteres Leben betreffend und Jody und Mac sollen ihm dabei helfen. Auch hier sollte man besser nicht danach fragen, wie realistisch das Ganze ist. Unterhaltsam und verflixt spannend ist es aber auf jeden Fall! Man fragt sich ständig, wie lange das Trio mit der Sache noch durchkommen wird und hofft gleichzeitig, dass sie es schaffen. Auch wenn das für Jody ein eher trauriger Erfolg wäre.
Mein Liebling der Geschichte war Jodys Freund Mac. Ich mochte den an sich so vernünftigen Kerl in den verrückten Outfits und mit den witzigen Sprüchen so unglaublich gerne! Was hat er mir leid getan als sich bei Jody alles nur um Jackson dreht! Denn im Gegensatz zu Jody habe ich Mac nicht eine Minute lang für schwul gehalten…

Jody erzählt die Geschichte selber. Im  flapsigen Ton einer Sechzehnjährigen, auch mal mit Kraftausdrücken und Flüchen und ganz viel Witz. Das liest sich weg wie nichts und ich habe tatsächlich das ganze Buch mit seinen stattlichen 439 Seiten in einem Rutsch gelesen. Die Kapitel haben sehr verlockende Titel und da fällt es einfach schwer, eine Pause einzulegen.

Die Kopfhörer auf dem Cover passen einwandfrei zur Geschichte und ihrem Titel. Genauso die Herzchen an den Kabeln und der ganze rosafarbene Look , der mich lange Zeit abgeschreckt hat.

Fazit:  „Rockoholic“ rockt! Wie realistisch das Geschehen ist, danach darf man hier teilweise einfach nicht fragen. Dann wird man mit einer herrlich schrägen, rasanten und spannenden Geschichte belohnt, die einfach riesigen Spass macht und dennoch Momente mit viel Tiefe hat. Wer Musik mag und schon mal so richtig für einen Star geschwärmt hat, der kommt hier voll auf seine Kosten. Eine Lovestory ist „Rockoholic“ aber auch. Etwas anders zwar, aber dennoch unglaublich  süß!

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Titel: Rockoholic
Autor: C. J. Skuse
Seiten: 439
Verlag: Chicken House by Carlsen Verlag
ISBN: 978-3551520401
Preis:   16,95 (HC)

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