Aug 24 2014

Rezension – Dunkles Geheimnis – Ein Svea Andersson Krimi (06) [Ritta Jacobsson]

svea06Svea ist verzweifelt. Auf Facebook läuft eine Hasskampagne, mit der sie aus der Hockeymannschaft gedrängt werden soll. Weil ihr Freund Alex nicht zu ihr steht, bleibt ihr nur der junge Trainer Ted. Aber wer sind die Leute, die plötzlich in Teds verlassenem Haus im Wald auftauchen? Und was verschweigt er ihr? Als sie entdeckt, dass Ted spielsüchtig ist und den falschen Leuten sehr viel Geld schuldet, wird sie plötzlich von etwas viel Schlimmeren bedroht als der Mobbingkampagne ihrer Mitschüler.

Nach dem wirklich starken ersten Band dieser Reihe war sie fortan für mich ein ziemliches Auf und Ab.
Ob „Dunkles Geheimnis“ ein Auf oder doch eher ein Ab ist, darüber habe ich vor dieser Rezi ein paar Tage ernsthaft nachgedacht. Dabei ist leider herausgekommen, dass ich es als „Ab“ einstufen muss. Denn eines ist dieser Svea Andersson Krimi für mich ganz klar nicht: nämlich ein Krimi!
Mir reicht ein Verbrechen nicht aus um eine Geschichte als Krimi einzustufen. Dafür muss es für mich auch jemanden geben, der ermittelt, den Verbrechern auf der Spur ist und sie am Ende der Geschichte möglichst zur Strecke bringt. In dieser Serie sollte das Svea sein, immerhin heißt es „Ein Svea Andersson“ Krimi.
Ein Verbrechen gibt es hier. Der junge Lehrer Ted ist der Spielsucht verfallen und hat sich dabei mit den falschen Leuten eingelassen. Bei ihnen hat er Schulden und um diese einzutreiben, wird er massiv unter Druck gesetzt, verprügelt und für dunkle Geschäfte ausgenutzt. Weil Svea sich mit Ted und vor allem dessen Schwester gut versteht, gerät auch sie ins Visier der Verbrecher. Allerdings ohne, dass sie davon wirklich etwas merkt. Und wenn man etwas nicht bemerkt, wie kann man dann erkennen, dass es falsch ist und dagegen angehen? Eben, gar nicht! Dieser Teil der Handlung ist nicht unspannend. Man hat mehrfach die Gelegenheit, um Ted, seine Schwester oder auch um Svea zu bangen. Man fragt sich auch, wie Ted aus der Misere wieder herauskommen will. Ob er das überhaupt schaffen kann. Aber einen Krimi habe ich mangels Ermittler darin nicht gesehen.
Svea selber hat zudem ganz andere Probleme. Man will sie nicht als einziges Mädchen in der Hockeymannschaft der Schule mitspielen lassen. Seit der Lehrer sie dafür aufgestellt hat, wird sie von einer Gruppe Mannschaftskollegen heftig gemobbt und sogar angegriffen. Und was macht Svea, die immerhin bereits fünf Fälle gelöst hat und es schon mit manchem Verbrecher zu tun hatte? Sie lässt sich davon mürbe machen und unterkriegen! So leid es mir tut -und vesprochen: ich weiß, was Mobbing für die Betroffenen bedeutet und mit ihnen anrichtet- aber das ist nicht die Svea, die ich bis dato kannte. Da hat sie mich ganz schön enttäuscht. Und spannend fand ich diesen Teil der Geschichte auch nicht wirklich. Auf mich wirkte das nur einmal mehr wie ein Mahnmal für die jugendlichen Leser, dass Mobbing etwas ganz Schlimmes ist! Das stimmt natürlich zweifellos, aber was ist daran bitte Krimi? Einmal mehr in dieser Serie finde ich, dass der Krimi hinter einer Moral zurücksteht.
Überhaupt blieb mir Svea in dieser Geschichte seltsam fremd und fern. Was ist bitte mit der coolen Svea passiert? Wann und wieso wirkt sie hier so oft unsicher? Und wieso ist sie oft so kühl ihrer besten Freundin und ihrem Freund Alex gegenüber? Svea und Alex sind auch noch so ein Thema. Sie sind ein Paar! Wieso spürt man das nie? Ich erwarte ja nicht, dass sie dauernd knutschen, händchenhaltend rumlaufen und sich ewige Liebe schwören, aber etwas Gefühl wird man wohl erwarten dürfen, wenn es um zwei verliebte Teenager geht!
Zuletzt: ist das in Schweden so üblich, dass man den geliebten und offensichtlich kranken Hund nicht sofort zum Tierarzt bringt, sondern die Symptome vertuscht und erst zum Tierarzt geht als es wirklich dringlich wird? Und dass man, wenn der Tierarzt zu einer eingehenden Untersuchung in einer Tierklink rät, mit diesem Besuch nochmal so lange wartet bis das Tier plötzlich in Blut gebadet ist? Darüber habe ich mich tierisch aufgeregt.  Bei aller Angst davor, was der Tierarzt herausfinden könnte, aber zum Wohle des Tieres muss man da einfach durch. Das müsste Svea selbst mit ihen vierzehn Jahren klar sein, so sehr wie sie an Wuff hängt. Aber dass nicht mal die Eltern umgehend einen Termin in der Klinik machen, das habe ich nicht fassen können. Was habe ich um Wuff geheult!

Wie schon die vorigen Bände lässt sich auch der hier gut lesen. Kapiteleinteilungen in Tagen sorgt bei mir ohnehin immer für erhöhtes Lesetempo. Eine Handlung über lediglich ein paar Tage hat automatisch Tempo, das sich beim Lesen auf mich überträgt. Svea hat eine angenehme Art zu erzählen. Jugendlich locker und anschaulich. Und Teds Passagen sind zudem noch spannend, die schmökern sich schon alleine deshalb prima.

Das Covermotiv verspricht in meinen Augen eine ganz andere Geschichte als man sie auf den Seiten dahinter findet. Es sieht direkt ein wenig gruselig aus, und das ist „Dunkles Geheimnis“ nun mal keine einzige Seite lang.

Fazit:  Zu einem Krimi gehört neben dem Fall für mich auch ein Ermittler. Selbst wenn es eine Hobbydetektivin ist wie es Svea in den bisherigen Büchern war. Davon kann hier keine Rede sein, und ein Verbrechen alleine macht für mich keinen Krimi. Immerhin ist der Part um Ted ganz spannend. Das kann man leider von Sveas Part überhaupt nicht behaupten, Mobbing hin oder her. Das ist nur wieder eine Botschaft an die jugendliche Leserschaft, wie übel Mobbing ist und dass man es nicht dazu kommen lassen sollte. Zweifellos wahr, aber Krimi ist daran nichts. Noch weniger als an Teds Handlungsstrang. Obendrein hatte ich das Gefühl, plötzlich eine ganz andere Svea vor mir zu haben. Gewisse Handlungen von ihr konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ich bin ehrlich enttäuscht von diesem Band.

Vielen Dank an den Kosmos Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!


Titel: Dunkles Geheimnis – Ein Svea Andersson Krimi (06)
Autor: Ritta Jacobsson
Seiten:  238
Verlag: Kosmos Verlag
ISBN: 978-3440133255
Preis: 10,95 (TB)

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